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Natur vor der Haustür

05/2023 Jungvogel gefunden – was tun?

Bereits im April ist es wieder so weit: die ersten Jungvögel verlassen ihre Nester und betreten damit einen ihrer risikoreichsten Lebensabschnitte. Die oft noch nicht flugtüchtigen, jungen Tiere geraten schnell in Gefahr. Was also tun, wenn ein Jungvogel gefunden wird?
In den meisten Fällen ist es sinnvoll, die jungen Vögel schlicht in Ruhe zu lassen, da sie dann die größten Überlebenschancen haben.  Naturschutzverbände empfehlen, zunächst ein bis zwei Stunden aus sicherer Entfernung zu beobachten, ob die scheinbar verlassenen Jungvögel nicht doch noch von ihren Eltern versorgt werden. Meist sind diese nicht weit weg und bleiben mit ihren Jungen über Rufe in Kontakt.

Es gibt zwei Ausnahmen, in denen rasch geholfen werden darf:

  • Bei Gefahr z. B. durch eine Katze oder den Verkehr. In diesen Fällen ist es wichtig, den Vogel an einen nahegelegenen geschützten Ort zu setzen. Hierbei eignet sich beispielsweise eine Hecke oder eine Astgabel. Erkennen Sie keine unmittelbare Gefahr? Dann lassen Sie den Jungvogel einfach sitzen. Es ist üblich für flügge, junge Vögel noch einige Tage in der Nähe des Nestes zu bleiben, bevor ihre Federn vollständig entwickelt sind und sie fliegen können.
  • Sehr junge und noch kaum befiederte Vögel,die aus dem Nest gefallen sind,können Sie vorsichtig dorthin zurücksetzen, solange sich die Eltern gerade nicht im Nest befinden. Unabhängig menschlicher Berührungen werden diese ihren Nachwuchs wieder annehmen und versorgen. Können Sie wiederum kein Nest finden, holen Sie Hilfe bei den unten genannten Anlaufstellen.

Rechtlich zulässig ist nur die Aufnahme kranker, verletzter oder tatsächlich verlassener Jungvögel. Sobald die Tiere selbstständig sind, müssen sie in die Freiheit entlassen werden.
Aber Vorsicht: die Aufzucht eines flugunfähigen Jungvogels ist sehr anspruchsvoll. Wer sich dazu entschließt, sollte sich gründlich über die spezifischen Ansprüche der Art informieren und viel Zeit investieren. Junge Singvögel benötigen in viertel-, halb- oder ganzstündigen Abständen Nahrung, die sich nach Art des Vogels unterscheidet.
Die Unterbringung sollte in einer nestgroßen Schachtel oder Kiste erfolgen, in die eine etwa 35-38 Grad warme Wärmflasche gelegt wird. Ist das Federkleid des Vogels bereits vollständig, genügt die Zimmertemperatur. Mit einem Handtuch und einem Küchenpapier über der Wärmflasche wird eine Nestmulde geformt. 
Die Gefahr, dass der Vogel in der Aufzucht verstirbt, ist jedoch hoch und sollte dementsprechend nur bei guten Kenntnissen eingegangen werden.
Ist der Vogel äußerlich verletzt oder tatsächlich verlassen, gilt es Hilfe zu holen. Hierfür lohnt es sich, einen Tierarzt oder eine Tierschutzorganisation zu kontaktieren:

  • www.wildvogelhilfe.org
  • Tierarztpraxis Dr. Heike Reball, Inselkammerstraße 3, 82008 Unterhaching, Tel.: 089 61208805
  • Tierrettung München, Notruf 01805 843773
  • Tierheim München Riem, Tel.: 089 9210000
  • LMU: Klinik für Vögel, Kleinsäuger, Reptilien und Zierfische Tel.: 089 2180 760 70
  • Greifvogelauffangstation Otterfing, Tel.: 0170 4405586 

Nora Schulte