01/2021 Der Turmfalke
Heute erfahren Sie mehr über den Turmfalken, einen Vogel, der sich – entgegen des allgemein negativen Trends – bei uns vor Ort positiv entwickelt. Beim Turmfalken handelt es sich um einen kleinen Greifvogel. Zum Vergleich: Turmfalke, Größe 33-39 cm, Spannweite 65-80 cm; Mäusebussard, Größe 50-56 cm, Spannweite: 113-128 cm. Turmfalken sind die häufigsten Falken in Europa. In Mitteleuropa gehören sie zu den Standvögeln, d.h. sie bleiben ganzjährig in ihrem Brutgebiet.
Das Gefieder des Männchens und Weibchens ist unterschiedlich gefärbt. Das Männchen ist insbesondere an seinem hellgrauen Kopf zu erkennen, der beim Weibchen rostbraun gefärbt ist. Beide Geschlechter haben zwar einen rotbraunen Rücken und die Körperunterseite ist gelblich mit Längsstreifen, aber beim Weibchen sind diese beiden Gefiederteile stärker gefleckt. Am besten erkennt man einen Turmfalken im Flug, an seinen langen spitzen Flügeln und natürlich an seinem charakteristischen Rüttelflug.
Turmfalken ernähren sich überwiegend von Feldmäusen. Diese erbeuten sie hauptsächlich, indem sie im Rüttelflug die Beute erspähen, dann aus der Luft herabstürzen und die Beute mit ihren scharfen Krallen ergreifen. Beim Rüttelflug handelt es sich um eine besondere Flugtechnik, wobei der Vogel schnell mit den Flügeln schlägt und dadurch in der Luft steht. Durch die Spezialisierung auf Mäuse besteht eine direkte Abhängigkeit von deren Vorkommen. In Zeiten, in denen Mäuse rar sind, erbeuten Turmfalken aber auch Kleinvögel. Unverdaute Reste der Beute speien sie – wie alle Greifvögel – als Gewölle wieder aus.
Turmfalken sind Kulturfolger und bevorzugen hochgelegene Brutplätze, d.h. hohe Häuser, Scheunen und Türme. Im Siedungsbereich nisten sie gerne in Kirchtürmen oder anderen hohen Gebäuden, wenn diese Nischen aufweisen, die als Brutplatz geeignet sind. Gibt es diese nicht in ausreichender Zahl, nutzen Turmfalken auch alte Nester von Krähen oder Elstern, hauptsächlich auf hohen, freistehenden Bäumen.
Im Spätwinter oder im zeitigen Frühjahr besetzen sie ihr Brutrevier. Richtige Nester bauen sie nicht. Handelt es sich beim Brutplatz um eine Mauernische oder einen Nistkasten, so tragen sie nur ein paar Halme ein, womit sie nur eine kleine Mulde bilden, damit die Eier nicht wegrollen können. Das Weibchen legt zwischen Mitte April und Mitte Mai vier bis sechs Eier und brütet ca. einen Monat lang. Nachdem die Jungen geschlüpft sind, werden diese noch einen weiteren Monat im Nest gefüttert, bevor sie ausfliegen. Danach begleiten die Eltern die Jungvögel noch einen weiteren Monat und füttern sie, bis ihr Nachwuchs selbständig ist.
Wie unterstützt der BUND Naturschutz die Turmfalken vor Ort?
Um Nistmöglichkeiten in Oberhaching zu schaffen, hat der BUND Naturschutz nach geeigneten Standorten Ausschau gehalten. Den ersten Turmfalkenkasten haben wir bereits 1999 am ehemaligen Raiffeisenlagerhaus angebracht (nach Abriss wurde dieser 2008 zur Reithalle Gut Laufzorn umgesetzt). Nachdem die Falken erfolgreich brüteten, haben wir danach noch weitere fünf Brutmöglichkeiten geschaffen. In den Kirchtürmen St. Stephan und St. Bartholomäus wurden hierzu Fensteröffnungen an der Ostseite benutzt, um Kästen einzubauen. Während des Einbaus in den Kirchtürmen konnten wir beobachten, dass die Turmfalken bereits unsere Arbeiten „beäugten“ und nur darauf warteten, bis die Brutstätten fertig waren. Kurz darauf bezogen sie die Nistkästen. Am Hochzonenbehälter der Stadtwerke München (bei der Kugler Alm) haben wir einen Wanderfalkenkasten angebracht. Nachdem sich jedoch bisher dort keine Wanderfalken eingefunden haben, nutzen nun Turmfalken auch diesen Kasten. Alle von uns angebrachten Kästen wurden von den Falken sehr gut angenommen und es kam regelmäßig zu Bruterfolgen. Die Nistkästen werden von uns regelmäßig in der Brutzeit kontrolliert und danach im Herbst auch gereinigt bzw. bei Bedarf instand gesetzt.
Was es auch schon mal gegeben hat: In der Brutzeit haben uns Meldungen von aufmerksamen Bürgern erreicht, die einen hilflosen, noch unselbständigen Jungvogel in der Nähe eines Nistkastens bemerkt hatten. Dieser Jungvogel war aus dem Nest gefallen und benötigte dringende Hilfe. Nachdem dieser von uns aufgepäppelt wurde, konnten wir ihn zu seinen Geschwistern in den Nistkasten zurücksetzen. Die anschließende Kontrolle brachte die freudige Bestätigung, dass dieser von seinen Eltern wieder angenommen und verpflegt wurde.
Darüber hinaus gibt es aber jährlich auch noch mehrere Baumbruten in Krähennestern, z.B. in hohen Fichten im Hinteren Gleißental. Diese haben allerdings den Nachteil, dass die Jungen dem Wetter ausgesetzt und auch nicht vor Nesträubern sicher sind (z.B. Marder). Daher sind Freibruten immer weniger erfolgreich als die an Gebäuden.
Jahr | Standorte der Nistkästen |
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1999 | Raiffeisenlagerhaus (bis 2007) |
2007 | Viecherlturm bei der Kugler Alm (alte Trafostation) |
2007 | Kirchturm von St. Bartholomäus |
2007 | Eiche in Gerblinghausen (in ca. 10 m Höhe) |
2008 | Kirchturm von St. Stephan |
2008 | Reithalle Gut Laufzorn (generalüberholter Kasten vom Raiffeisenlagerhaus) |
2008 | Hochzonenbehälter der Stadtwerke München bei der Kugler Alm (Wanderfalkenkasten) |
Beobachten kann man Turmfalken ganzjährig bei uns auf den freien Feldfluren, wie z.B. auf dem Lanzenhaarer Feld und um Laufzorn herum. Dort sitzen sie oft auf Hochspannungsleitungen oder Masten. Über den Feldern sieht man sie oft in der Luft stehend (rüttelnd), wenn sie Ausschau nach Mäusen halten. Im Ortsbereich sind sie in der Brutzeit immer bei den Kirchtürmen zu beobachten, denn dort fliegen sie ständig die Nistkästen mit Nahrung für die hungrigen Jungvögel an.
Hans Jakob
Weitere Detail-Infos zu allen Falkenkästen.