Zur Startseite

Natur vor der Haustür

01/2022 Unsere Gewässer und ihre Vogelwelt

Auf der südlichen Münchner Schotterebene ist der Hachinger Bach das einzige Fließgewässer. Entlang des Bachlaufs gibt es im Gebiet von Oberhaching drei Teiche. Bei allen drei Teichen handelt es sich um keine natürlichen, sondern um künstlich angelegte Gewässer. Ihre Entstehung hat unterschiedliche Gründe.

Der erste Teich ist der Augartenweiher, der in der Nähe der künstlichen Quelle (Grundwasser wird hochgepumpt) des Hachinger Bachs angelegt wurde. Bei diesem Teich handelt es sich um eine Ausweitung des Bachlaufs. Hiermit soll sichergestellt werden, dass der Bach immer Wasser führt und nicht trocken fällt, auch wenn die Quelle vorübergehend mal nicht genügend Wasser zuführen sollte.
Der zweite Teich ist der Talangerweiher. Dieser wurde als biologisches Absetzbecken zum Zweck der Reinigung von Straßenwasser angelegt. Das vom Schmutz gereinigte Wasser fließt danach in den Hachinger Bach.
Beim Autobahnweiher (gehört zu Taufkirchen) wiederum handelt es sich um einen Baggersee, der 1970 beim Bau der Giesinger Autobahn (A995) entstand. Auch dieser wird nicht vom Hachinger Bach, sondern von Grundwasserquellen gespeist. Der kleine Weiher wurde als Absetzbecken für das eingeleitete Schmutzwasser von der Autobahn angelegt. Hier fließt ebenfalls das vom Schmutz gereinigte Wasser in den Hachinger Bach.

Alle drei Teiche hat die Natur unterschiedlich in Besitz genommen. Nur vereinzelt wurde der Natur etwas unter die Arme gegriffen, d.h. es wurde durch verschiedene Maßnahmen nachgeholfen.

An allen drei Teichen kommen – die allen bekannten – Stockenten vor. Wenn man aufmerksam hinschaut, dann erkennt man problemlos die prächtig gefärbten Männchen und die schlicht gefärbten braunen Weibchen. Zusätzlich gibt es aber auch sehr unterschiedlich gefärbte Enten darunter, die man eventuell nicht so ohne weiteres einordnen kann. Hierbei handelt es sich um Hybriden der Stockente. Dies sind Kreuzungen mit den Hausenten. Bei den Küken einer Brut von Stockenten sind immer wieder einmal vollkommen weiße Exemplare darunter.

Neben den Stockenten sind an allen Teichen ganzjährig auch Teichhühner (auch als Teichralle oder grünfüßiges Teichhuhn bezeichnet) regelmäßig zu beobachten. Die schieferschwarz mit dunkelbraun gefiederten Hühner fallen u.a. durch ihr ständiges Zucken mit dem Schwanz auf, wobei die schwarzweiße Zeichnung auf den Unterschwanzdecken zu sehen ist. Sind die Teichhühner an Land auf Nahrungssuche, kann man gut die grünen Beine und die unglaublich großen Füße erkennen. Teichhühner brüten regelmäßig an allen unseren Teichen und haben meistens zwei Bruten mit jeweils 4-5 Küken. Interessant ist in dieser Zeit wenn man beobachtet, wie die Jungvögel der ersten Brut bereits bei der Fütterung ihrer später geschlüpften Geschwister aus der zweiten Brut helfen.
An allen drei Teichen und am Bachlauf gibt es aber auch immer wieder den prächtig gefiederten Eisvogel (auch als fliegender Diamant bezeichnet) zu beobachten. Oft kann man ihn auf Gehölz – das über dem Bach hängt – sitzen sehen, denn dort hat er seinen Ansitz, von dem aus er Ausschau nach Beute hält. Manchmal sieht man ihn aber auch, wenn er gradlinig, pfeilschnell, kurz über der Wasseroberfläche fliegt und dabei einen durchdringenden, hohen Ruf ausstößt. Bei uns hat dieser Vogel kein Brutgebiet, sondern nur sein winterliches Jagdrevier. Er ist also Wintergast bei uns. Da diese Vögel auf kleine Fische angewiesen sind, suchen sie sich in den Wintermonaten offene Wasserstellen, wo sie erfolgreich Beute machen können.

Am Bachlauf bekommt man auch ab und zu Gebirgsstelzen und – wenn man Glück hat – auch Wasseramseln zu sehen. An den Teichen und den umliegenden Wiesen stehen hin und wieder Graureiher, die als Nahrungsgäste Ausschau nach Fischen und Mäusen halten. Über die Jahre hinweg gesehen gibt es darüber hinaus unterschiedliche Wasservögel als Gäste zu beobachten: Gänsesäger, Knäk-, Kolben-, Krick-, Mandarin-, Pfeif-, Reiher-, Schnatter-, Spieß- und Tafelenten.
Neben Wasservögeln kommen auch verschiedene durchziehende Kleinvögel wie z.B. Rohrammern und Trauerschnäpper vor.
 
Nun noch ein paar spezifische Infos zu den einzelnen Weihern:

Augartenweiher:
Um den Teichhühnern eine sichere Brut zu ermöglichen, hat der BUND Naturschutz die Anlage einer kleinen Insel mit Bewuchs angeregt. Diese wurde von der Gemeindeverwaltung auch realisiert und seither brüten regelmäßig Teichhühner dort und ziehen erfolgreich ihre Jungen auf.

Talangerweiher:
Nur dieser Weiher hat einen recht großen Schilfbestand. Vom BUND Naturschutz wurde angeregt, den jährlichen Schilfschnitt nicht über die gesamte Fläche vorzunehmen, sondern nur wechselseitig jedes Jahr einen Teil davon. Dies wird auch seit mehreren Jahren so praktiziert und damit findet der Teichrohrsänger, wenn er im Frühjahr aus seinem Überwinterungsgebiet zurückkommt, immer dichtes Schilf vor und kann darin sein Revier abstecken, ein Nest bauen und erfolgreich seine Jungen aufziehen. Übrigens: Es handelt sich um das einzige uns bekannte Brutrevier des Teichrohrsängers in unserem Gemeindegebiet. Den Vogel kann man hauptsächlich wahrnehmen, wenn dieser im Frühjahr aus dem Schilf heraus ausdauernd singt. Zusätzlich kann man – mit viel Glück – aber auch mal unterschiedliche, sehr seltene Wasservögel, wie die Wasserralle und sogar die Zwergdommel, als durchziehende Gäste sehen bzw. hören.

Autobahnweiher:
Regelmäßig brüten dort einige Blässhühner-Paare. Die Höckerschwäne, die hier viele Jahre regelmäßig brüteten, kommen leider nicht mehr vor. In letzter Zeit hat sich ein Paar Graugänse nieder gelassen und erfolgreich gebrütet. Ab und zu halten sich auch mal Haubentaucher, Kormorane und Lachmöwen als Gäste am Weiher auf.

Neben verschiedenen Waldteichen gibt es noch mehrere kleinere, künstliche Gewässer im weiteren Gemeindebereich. So z.B. in Laufzorn (auf der privaten Pferdekoppel), im Gleißental, auf dem Lanzenhaarer Feld und in den Kiesgruben. Diese Gewässer wurden hauptsächlich zum Amphibienschutz angelegt und werden in dieser Umwelt-Info nicht weiter betrachtet.

Über das Vorkommen der verschiedenen Vogelarten weiß der BUND Naturschutz deshalb so gut Bescheid, weil wir bereits seit 1993 alle Meldungen von Oberhachinger Bürgern aufzeichnen und auswerten. Wenn auch Sie sich daran beteiligen möchten, dann melden Sie sich doch einfach bei uns.

Hans Jakob