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Natur vor der Haustür

02/2020 Der Maulwurf, Tier des Jahres 2020

Wer kennt sie nicht, die charakteristischen Erdhügel mitten in der schönsten Wiese oder gar im penibel gepflegten Garten und Rasen. Der Maulwurf ist deshalb nicht jedermanns Freund. Zu groß seien die Schäden, die in der Landwirtschaft oder in Privatgärten entstehen könnten.

Aber nicht immer handelt es sich dabei um Maulwurfshügel. Diese sind eher hoch und rundlich mit einem meist senkrecht nach unten führenden Gang. Längliche und meist flachere, oft mit Gras und Wurzeln durchzogene Hügel deuten auf die Anwesenheit von Wühlmäusen hin. Während der Maulwurf seine Gänge, Schlaf-, Nest- und Vorratskammern mit den schaufelartigen Vorderbeinen scharrt, nagt die Wühlmaus mit den Zähnen, so dass erkennbare Abdrücke zurückbleiben. Insgesamt ist die Unterscheidung zwischen Maulwurf und Wühlmaus jedoch eher schwierig. Ein auch für Laien erkennbares, typisches Merkmal für die Wühlmaus sind die gut sichtbaren, knapp unterhalb der Grasnarbe bzw. Erdoberfläche verlaufenden Gänge. Als reine Pflanzenfresser haben Wühlmäuse eine Vorliebe für Wurzeln von Bäumen, Blumen, Gemüse, etc..

Dagegen zählt der Maulwurf wie der Igel und die Spitzmaus zu den Insektenfressern. Er wird 10 - 17 cm lang, 60 - 120 g schwer und bis zu 5 Jahre alt. Abgesehen von der Paarungszeit ist er ein ausgesprochener Einzelgänger. Fast blind, aber mit einem ausgezeichneten Tast-, Geruchs- und Hörsinn, ist er sehr gut an seinen unterirdischen Lebensraum angepasst. Sein dichtes, seidiges Fell hat keinen Strich, es steht senkrecht. So kann er sich im ungefähr 200 Meter langen und weit verzweigten Tunnelsystem gleichermaßen geschickt vor- oder rückwärts bewegen. Durch seine hohe Stoffwechselrate benötigt der Maulwurf täglich die in etwa der Hälfte seines eigenen Körpergewichts entsprechenden Menge an tierischer Nahrung wie Regenwürmer und Raupen, Schnecken, Asseln, Larven von Käfern und anderen Insekten. Auch kleine Nager wie Mäuse und Echsen stehen auf seinem Speiseplan. Für den Winter werden hauptsächlich Regenwürmer – seine Leibspeise – eingelagert. Das führt übrigens zu keinen bekannten Schäden, denn Regenwürmer sind sehr fruchtbar.

Damit ist der Maulwurf ein ausgesprochener Schädlingsvertilger und Mäusevertreiber. Seine Wahl zum Tier des Jahres 2020 soll die ökologische Funktion dieses Säugers stärker ins Bewusstsein rücken, denn, wo Maulwürfe leben, ist das Bodenleben meist intakt. Früher wurde er wegen seines Pelzes gejagt. Mittlerweile ist es aber strafbar, ihn zu fangen oder gar zu töten, obwohl – vor allem über das Internet – diverse Fangmethoden und Fallen angeboten werden:

Der Maulwurf ist eine nach dem Bundesartenschutzgesetz geschützte Art und darf nicht getötet werden. Ausnahmen sind von der Naturschutzbehörde zu genehmigen. Auch Lebendfallen dürfen aus Tierschutzgründen nicht verwendet werden, da sie von den Maulwürfen meist nicht überlebt werden.

Es gibt zahlreiche Tipps zum Vergrämen von Maulwürfen. Er liebt die Ruhe, denn die Wahrnehmung kleinster Erschütterungen macht den Erfolg seiner Jagdstrategie aus. Geräusche oder gar Lärm und Getrampel veranlassen ihn zum baldigen Umzug. Auch starke Gerüche wie z.B. ein Knoblauchsud vertreiben den Nützling. Aufgefundene, tote Maulwürfe können das Opfer von natürlichen Feinden sein, welche ihn zwar fangen und töten, ihn – wie auch die Spitzmaus – wegen des für sie unangenehmen Geruches jedoch verschmähen.

Nachdem Wühlmäuse gerne verlassene Maulwurfgänge bewohnen, ist es insgesamt klüger, von Zeit zu Zeit nur die lockeren Erdhaufen einzuebnen oder abzutragen. Gemischt mit Sand und Kompost erhält man gute Pflanzerde.

Brigitte Nerl