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Natur vor der Haustür

01/2020 Unsere Rabenvögel

Alle großen schwarzen Vögel werden im Volksmund als Raben oder Krähen bezeichnet. Diese Vogelgruppe ist bei vielen Leuten recht unbeliebt und manchen gehen diese Vögel auch gehörig auf die Nerven. Vor allem in Wohngebieten werden sie als Störfaktor wahrgenommen. Neben sachlich nachvollziehbaren Gründen ist diese Abneigung jedoch oft auf die mangelnde Sachkenntnis über diese Vögel zurückzuführen.
Man sollte jedoch nicht den Fehler machen und alle großen schwarzen Vögel in einen Topf werfen. Schauen Sie einmal genauer hin und Sie werden erkennen, dass es sich um verschiedene Arten aus der Familie der Rabenvögel (Krähenvögel) handelt. Bei uns kommen folgende schwarze Rabenvögel vor: Rabenkrähen (Aaskrähen), Saatkrähen, Dohlen und Kolkraben.

Nachfolgend erhalten Sie ein paar grundsätzliche Informationen zu den unterschiedlichen schwarzen Rabenvögeln, sowie einige Details zu den ganzjährig bei uns am häufigsten anzutreffenden Rabenkrähen.

Saatkrähen unterscheiden sich im Wesentlichen von den Rabenkrähen durch ihren hellgrauen Schnabelansatz und dadurch, dass Saatkrähen gemeinsam in Kolonien brüten. Saatkrähen haben vor einigen Jahren bei uns im Ortsbereich gebrütet, sind aktuell aber nicht mehr vertreten. Trotzdem können sie auf unseren Wiesen und Feldern oft ganzjährig bei der Futtersuche beobachtet werden. In den Sommermonaten handelt es sich dabei um Gäste aus den Nachbargemeinden, wie z.B. Taufkirchen, Unterhaching und Neubiberg.

Dohlen sind recht kleine Rabenvögel, besitzen einen kurzen Schnabel und haben ein hellgraues bis schiefergraues Gefieder mit einer schwarzen Gesichtsmaske. Sie brüten vorwiegend in Höhlen. Auch Dohlen sind bei uns keine Brutvögel, sondern Gäste. Brutvorkommen gibt es in der Umgebung, in den Kirchtürmen in Großdingharting und Thanning und seit wenigen Jahren auch in Taufkirchen (in Nistkästen am Turm des Feuerwehrhauses).
In den Wintermonaten kommen Saatkrähen und Dohlen als Gäste aus Nord- und Osteuropa zu uns.

Kolkraben sehen den Rabenkrähen recht ähnlich, sind jedoch erheblich größer. Eindeutig unterscheiden kann man sie von Rabenkrähen durch ihre tiefen, metallisch klingenden „krok-krok“ Rufe. Diese Vögel sind bei uns selten zu beobachten. Sie brüten zwar bei uns, jedoch nur einzelne Paare.

Rabenkrähen haben ein rein schwarzes, glänzendes Gefieder und auch der Schnabelgrund ist dunkel befiedert. Bei der Nebelkrähe handelt es sich um eine Zwillingsart der Rabenkrähe, die jedoch bei uns nicht vorkommt. Diese grau-schwarze Unterart ist vor allem in den östlichen Bundesländern heimisch (Verbreitungsgrenze östlich der Elbe).
Rabenkrähen sind sehr soziale und intelligente Vögel. Ein Beispiel für ihre Intelligenz: Sie werfen gezielt Nüsse auf die Straße, die dann von Autos überfahren und somit geknackt werden. Den Inhalt sammeln sie anschließend wieder auf.

Dass alle Rabenvögel zu den Singvögeln gehören, das verstehen viele nicht, denn ihre Laute werden eher als krächzend und damit störend wahrgenommen. Der „Gesang“ der Rabenkrähe enthält z.B. aber auch ein verhaltenes Schwätzen mit Pfeiflauten und Imitationen anderer Vögel.

Die Rabenkrähen entwickelten sich in Ermangelung ihrer ursprünglichen Nist- und Ernährungsmöglichkeiten zu Kulturfolgern. Sie haben ein sehr breites, vielfältiges Nahrungsspektrum. Dies besteht aus: Insekten, Larven, Schnecken, Würmern, kleineren Wirbeltieren, Wurzeln, Sämereien, aber auch Aas und Abfällen. Die Nahrung wird meist zu Fuß im Laufen aufgepickt. Oft sieht man, wie sie mit dem Schnabel im Boden stochern.

Rabenkrähen bauen ihre Zweignester in hohen Einzelbäumen, bilden also keine Kolonien, wie dies bei den Saatkrähen der Fall ist. Bei großen Ansammlungen handelt es sich oft um noch nicht geschlechtsreife Jungvögel. Man spricht von der Vergemeinschaftung von Junggesellen. Größere Ansammlungen der Vögel findet man aber auch an deren gemeinsamen Schlafplätzen.

Abhängig von der Sichtweise werden Rabenvögel von den einen als Nützlinge, von den anderen als Schädlinge angesehen. Nützlinge sind es, da sie erhebliche Mengen an Schadinsekten, Schnecken, Mäusen und Aas fressen und zusätzlich auch noch Müll entsorgen. Schädlinge sind es, da sie Schäden in landwirtschaftlichen Kulturen verursachen können. Dies bezweifelt grundsätzlich niemand, jedoch das Schadensausmaß durch die Vögel wird – abhängig von den unterschiedlichen Gegebenheiten – sehr kontrovers diskutiert.
Da Rabenvögel aber auch Eier und Junge von Singvögeln räubern, haben sie einen sehr schlechten Ruf in der Bevölkerung. Dieses Verhalten gefällt natürlich keinem Tier- bzw. Vogelfreund, aber dies muss man akzeptieren, denn die Natur hat andere Gesetze, die nicht mit den Gefühlen von uns Menschen übereinstimmen. Obwohl die Räuberei regional zu Verlusten von Singvögeln führt, hat diese jedoch keine überregionalen Auswirkungen auf den Singvogelbestand.

Oft wird beklagt, dass die Vermehrung dieser Vögel zu Problemen führt. An dieser Entwicklung ist jedoch leider auch der Mensch mit schuld, denn in Wohngebieten finden die Vögel ein breites und attraktives Nahrungsangebot. Da ein erheblicher Teil der Nahrung aus Abfällen von uns Menschen besteht, werden folgende Maßnahmen im privaten Bereich empfohlen, um die weitere Ausbreitung nicht zu fördern:
•    auf keinen Fall füttern
•    Mülleimer immer dicht verschlossen halten
•    Abfälle nicht in Plastiksäcken abstellen
•    Komposthaufen abdecken
•    Vergrämung versuchen (immer wieder aufscheuchen)

Wir hoffen, dass diese Information über die Rabenvögel zum weiteren toleranten, friedlichen Miteinander zwischen Bürgern und den Vögeln beiträgt. Eine positive Einstellung zur Artenvielfalt und den Gesetzen der Natur hilft hier bestimmt weiter. Unter diesem Vorzeichen ist es sicherlich interessant, das Sozialverhalten und die Intelligenz dieser Vögel zu studieren.

Hans Jakob