09/2019 Stachelige Schönheiten: Disteln
Der Bund deutscher Staudengärtner kürt normalerweise eine Gattung als „Staude des Jahres“, um auf die Vielfalt (Blütenfarben, Standorte,…) innerhalb dieser Gattung aufmerksam zu machen (z.B. Taglilie 2018, Iris 2016,…). 2019 fiel die Wahl jedoch auf eine Gruppe von Pflanzen unterschiedlicher Gattungen: „Edle Disteln“
Diese ausdrucksstarken Pflanzen verschiedener Gattungen haben eine Gemeinsamkeit: sie besitzen Dornen – an Stängeln, Blatträndern oder/und Blütenkelchen. Der Bund deutscher Staudengärtner beschränkt sich dabei i.W. auf Kugeldisteln (Echinops) und Edeldisteln (Eryngium) bzw. Mannstreu (deutscher Name), die zu den wohl schönsten Gartenformen zählen.
Ökologisch sehr wertvoll und übersät mit Stacheln sind die imposanten, distelähnlichen, gut 2 m hoch werdenden 2jährigen Karden (Dipsacus) – wie z.B. die Wilde Karde mit ihren großen, 5 bis 8 cm eiförmig-länglichen Blütenständen oder die Behaarte Karde (siehe Foto).
In Zeiten des Klimawandels stehen die meisten dieser edlen Schönheiten hoch im Kurs: sie punkten nicht nur durch ihre Attraktivität, sondern auch durch ihre Anspruchslosigkeit und Trockenheitstoleranz. Ausnahmen gibt es natürlich auch hier: die dunkelrot blühende Purpur-Kratzdistel z.B. mag es feuchter.
Für die Tierwelt ist ebenfalls gesorgt: ihre Blüten sind eine wertvolle Nektarquelle für Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten. Der Distelfalter wählt zur Ablage seiner Eier vorwiegend die Blätter der Gemeinen Kratzdistel, aber ebenso die anderer Distelarten, die den Raupen als Nahrung dienen. In den kalten Monaten freuen sich Vögel wie z.B. der Stieglitz – auch Distelfink genannt – über die Samen (siehe Foto).
Mit ihren Blau-, Weiß-, Silber- und Grüntönen haben Disteln nicht nur im Sommer, wenn sie blühen, einen hohen Zierwert, sondern ebenso im Winter, wenn sie den kahlen Staudenbeeten Struktur verleihen, Raureif ihre Samenstände schmückt oder die Sonne sie glitzern lässt. Danach können sie ab März zurück geschnitten werden.
Pflanzzeit ist im Frühjahr (Ende März bis Mitte April) und jetzt im Herbst (Anfang September bis Mitte Oktober), als Solitär oder in Gruppen. Alle Disteln lieben sonnige Standorte. Pflanzen Sie sie möglichst nicht am Wegrand, um unfreiwilligen Kontakt mit ihren Stacheln zu vermeiden. Sie brauchen keine spezielle Pflege. Schnecken mögen sie nicht!
Die genügsamen und unkomplizierten dekorativen Disteln sollten in keinem Staudenbeet und Naturgarten fehlen. Erfreuen Sie sich an ihren attraktiven Blüten und ihren zahlreichen Besuchern.
Weitere Anregungen, Pflanzpartner und Fotos gibt es u.a. unter www.staude-des-jahres.de oder www.bund-deutscher-staudengaertner.de.
Karin Simon