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Natur vor der Haustür

05/2019 Jungvogel gefunden, was tun?

Bereits im April ist es wieder so weit, dass die ersten Jungvögel ihre Nester verlassen. Für sie ist das mit der gefährlichste Lebensabschnitt. Von wenigen Ausnahmen abgesehen (Mauersegler) verlassen die jungen Vögel das Nest, bevor sie einigermaßen fliegen können. Man bezeichnet sie als Ästlinge. Für Katzen, Rabenvögel und Sperber sind sie jetzt eine leichte Beute. Besondere Gefahr droht jungen Amseln von Katzen, da die Jungvögel sich mehrere Tage vor ihrer Flugfähigkeit ausschließlich am Boden aufhalten. Aber auch der Mensch kann den Jungvögeln aus lauter Tierliebe zur Gefahr werden, nämlich dann, wenn er verlassen geglaubte Jungvögel mitnimmt und diese dann durch falsche und unzureichende Pflege zu Tode kommen.

Was kann man also tun, wenn ein noch nicht flugtauglicher Vogel gefunden wird?
In der Regel wird es sich hier um sogenannte Nesthocker, also Jungvögel, die bis zum Erreichen einer gewissen Größe im Nest bleiben, handeln.
Folgende Hinweise zeigen uns, dass der Vogel nicht verlassen ist und somit unsere Hilfe nicht braucht:
In der Nähe vernimmt man aufgeregte Warnrufe von Altvögeln. Der Jungvogel versucht bei Annäherung zu flüchten. Hat man ihn in der Hand, bemerkt man meistens, dass er gut ernährt ist, dass er versucht zu entkommen und sich je nach Art wehrt auch durch Beißen. Im Gegensatz zu Säugetierjungen, die durch menschliche Berührung oft nicht mehr von ihren Müttern angenommen werden, gibt es dieses Problem bei Jungvögeln nicht. In allen diesen Fällen soll der Vogel dort bleiben wo er ist. Sitzt er im Gefahrenbereich, z.B. auf Verkehrsflächen, kann man ihn auch an einen in der Nähe befindlichen sicheren Platz setzen.  

Welche Hinweise deuten auf einen in Not geratenen Jungvogel hin?
Der Jungvogel ist noch weitgehend nackt, er ruft unablässig, hört auch bei Annäherung nicht auf, sperrt (bettelt) auch den Menschen an. Oder er macht einen sehr matten Eindruck, ist verletzt, durchnässt und unterkühlt. Das Nest wurde von Katzen, Rabenvögeln oder anderen Räubern geplündert oder bei Garten-, Forst- und ähnlichen Arbeiten zerstört. Es sind über einen langen Zeitraum (mind. eine Stunde) keine fütternden Altvögel in der Nähe zu hören oder zu sehen (gilt nur für Kleinvögel). Der Jungvogel wurde in einem Kellerschacht oder ähnlichen Verließ gefunden, das er mit eigener Kraft nicht verlassen konnte. Treffen diese Merkmale zu, befindet sich der Jungvogel mit großer Wahrscheinlichkeit in einer Notlage.

Das eine Foto zeigt ein eindeutiges Beispiel der Hilfsbedürftigkeit eines Jungvogels. So klein verlässt ein Jungvogel nicht freiwillig sein Nest. In diesem Fall wurde das Nest eines Grünfinken vermutlich von einer Rabenkrähe geplündert und dabei wurde dieser Nestling leicht verletzt beim Abtransport verloren. Das andere Foto (junge Mönchsgrasmücke) zeigt einen typischen Ästling, der arttypisch das Nest verlassen hat. Bis er weitgehend vor Katzen und Rabenvögeln sicher ist, benötigt er noch ca. fünf Tage.

Alle Möglichkeiten aufzuführen, wie hier zu verfahren ist, einschließlich der Handaufzucht eines Jungvogels, sprengen den Rahmen dieses Beitrags.

Einige Punkte sind aber wichtig für die weitere Vorgehensweise:

  • Wo und zu welcher Tageszeit wurde der Vogel gefunden?
  • Kann man die Art des Vogels bestimmen?
  • Gibt es von dieser Art einen bekannten Brutplatz in der Nähe?

Bevor also die Aufzucht des Jungvogels als letzte Möglichkeit in Betracht gezogen wird, ergeben sich aus den Antworten der vorgenannten Fragen ev. Möglichkeiten, den Jungvogel wieder in die Obhut seiner Eltern zu geben. Hierzu könnte es sinnvoll sein, sich den Rat von Vogelkennern einzuholen.
Die Aufzucht eines Jungvogels ist sehr zeitaufwendig, das Risiko, dass er durch ungeeignetes Futter, falsche Pflege, Vorschädigungen o.ä. stirbt, oder noch unselbständig in die Freiheit gelangt oder gelassen wird und dann zu Grunde geht, ist stets vorhanden.
Erste Sofortmaßnahme: Unterbringung, warm halbdunkel bis dunkel, ruhig, Wasser reichen, d.h. Wassertropfen mit der Fingerkuppe an den Schnabel halten.

Eike Hagenguth

Wer sich die Aufzucht nicht zutraut, oder auch nicht die Zeit dafür hat, kann sich an nachfolgende Ansprechpartner wenden:  

  • Internet: z.B. www.wildvogelhilfe.org (Information)
  • Tierheim München-Riem, Tel. 089 9210000
  • Herr Wendl, Olching Tel. 0176 53565698
  • Eike Hagenguth (Beratung), Linienstraße 67, 82041 Oberhaching, Tel. 089 6132564
  • Alfred Aigner, Greifvogelauffangstation Otterfing, Tel.: 0170 4405586