04/2019 Anlegen einer Blumenwiese
Eine Blumenwiese – welche Kindheitserinnerungen weckt dieses Wort in uns?
Das Summen der Bienen? Der eigenartige Geruch der Margeriten? Das Brummen der Junikäfer? Oder das Zirpen der Heuschrecken im August?
Ja, sehen – hören – riechen, das kann man heute noch bei Blumenwiesen, obwohl sie mittlerweile so rar geworden und eigentlich nur noch in Naturschutzgebieten zu finden sind.
Eine artenreiche Blumenwiese braucht immer mageren Boden, doch durch die heutigen Praktiken, die Wiesen zu mähen und das Mähgut liegen zu lassen – also zu mulchen – wird aus einer bunten, blütenreichen Magerwiese eine fette Wiese, auf der nur noch Gras, Hahnenfuß und im Höchstfall Löwenzahn wächst. Noch schneller wird eine Blumenwiese durch Düngen zerstört!
Eine Blumenwiese im eigenen Garten anzulegen, ist schon etwas Besonderes, aber es ist nicht ganz einfach und erfordert vor allem eines: Geduld, Geduld und nochmals Geduld.
Doch zuerst ein paar Fakten, die unbedingt einzuhalten sind, wenn Sie an Ihrer Blumenwiese Freude haben wollen:
- Eine Blumenwiese braucht genügend Platz, eine sonnige, freie Lage und mageren Boden!
- Es macht keinen Sinn, Wiesenblumensamen in eine bestehende Rasenfläche einzusäen, denn der Samen benötigt offenen Boden!
- Eine Blumenwiese ist keine Spielwiese, sie sollte nicht betreten werden!
- Wildblumen und Wiesengräser wachsen viel höher als Rasen und sollen ja auch aussamen. Mähen Sie deshalb die Fläche am besten mit der Sense und nicht mit einem gewöhnlichen Rasenmäher.
- Gemäht wird nur zweimal im Jahr: Ende Juli nach dem Aussamen der Fruchtstände der Wiesenblumen und im September / Anfang Oktober vor der kalten Jahreszeit!
Bei einer Neuanlage des Gartens (wenn keine Rasenfläche existiert) ist es relativ einfach, eine Blumenwiese anzulegen:
Nach dem Aufbringen von Erde auf der Fläche der geplanten Blumenwiese (die Größe evtl. kennzeichnen), muss Sand eingebracht werden, um die „fette“ Erde „auszumagern“.
Jetzt kann ausgesät werden (siehe weiter unten).
Bei der Umwandlung einer Rasenfläche in eine Blumenwiese wird es komplizierter, denn man muss die vorgesehene Fläche am besten im Herbst umgraben oder mit einer Fräse gründlich auflockern. Es sollte kein Gras mehr – insbesondere keine Quecken und kein Löwenzahn – dort wachsen.
Lassen Sie diese Brache ca. 2 – 3 Wochen liegen und entfernen während dieser Zeit evtl. aufsprießendes Unkraut.
Nun muss Sand (0/4 mm, ungewaschen) zum Ausmagern eingebracht werden, die Sandmenge ist individuell. Je mehr Sand, desto magerer wird der Boden. Der Sand wird mit dem Rechen in die Erde eingearbeitet, es entsteht eine „sandige Erde“.
Das Saatgut, das Sie vorher gekauft haben (z.B. von Syringa Duftpflanzen und Kräuter – www.syringa-pflanzen.de oder Rieger-Hofmann – www.rieger-hofmann.de oder Hof Berggarten – www.hof-berggarten.de oder Saatgut-Manufaktur Daniela Felger – www.saatgut-manufaktur.de) locker einstreuen, leicht einrechen und anschließend festwalzen.
Jetzt noch vorsichtig (damit der Samen auch liegenbleibt) gießen und die nächsten sechs Wochen unbedingt feucht halten, sonst war alle Mühe vergebens.
Die Keimzeit der Samen liegt bei 4 – 8 Wochen – Sie brauchen also Geduld und lassen die Pflänzchen wachsen. Die beste Zeit für die Aussaat ist ab Mitte April bis Mitte Juni, Sie müssen also rechtzeitig mit den Vorarbeiten beginnen.
Im ersten Sommer werden vor allem Klatschmohn, Kornblumen und evtl. Kornraden und Klee blühen, im zweiten andere Wiesenblumen wie z.B. Margeriten, Glockenblumen, Färberkamille und verschiedene Kleearten.
Erst im 3. Jahr zeigt sich Ihre Blumenwiese so, wie Sie es sich wünschen, mit Blüten in vielen Farben, wie die violette Flockenblume, die rosa Esparsette, der blaue Natternkopf und natürlich Margeriten, Glockenblumen und vieles mehr. Auch die bedrohten Insekten wie Bienen, Hummeln und Schmetterlinge werden sich einfinden, aber bis dahin brauchen Sie wieder: Geduld!
Selbstverständlich ist es auch möglich, statt einer größeren Fläche, einzelne Grassoden (Größe nach Wunsch) auszustechen und die gleichen Arbeiten wie oben beschrieben zu tätigen. Dann bilden eben einzelne Flecken im Garten eine kleine Blumenwiese. Genauso gut können Sie Wildblumensamen in ein bestehendes Blumenbeet oder in Balkonkästen einsäen. Das Ausmagern der Erde ist aber immer notwendig.
Zum Thema Mähen noch einige wichtige Hinweise:
Wie oben bereits erwähnt sollte eine Blumenwiese am besten mit einer Sense oder Sichel oder, falls die Fläche groß genug ist, mit einem Balkenmäher gemäht werden.
Die immer beliebter werdenden Mähroboter, die ja zum Teil täglich (so schnell wächst kein Gras!) laufen, mähen das Gras und es bleibt liegen. – Deshalb wachsen hier nicht einmal mehr Gänseblümchen. Es bleibt nichts mehr stehen, wovon sich Insekten ernähren können. Leider sind diese Mähmaschinen auch häufig nachts in Betrieb, was weitaus schlimmer ist. Denn abgesehen vom Geräusch, das jede Maschine abgibt, können sie auch junge Igel töten: Ein Igel rollt sich nämlich ein, wenn ihm etwas „fremd“ vorkommt und der Mähroboter mäht einfach weiter. Es ist in den letzten Jahren zu einem überproportionalen Jungigelsterben durch diese Geräte gekommen. Bitte lassen Sie einen Mähroboter auf keinen Fall nachts laufen!
Inge Mebus