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Natur vor der Haustür

03/2019 Die Feldlerche – Vogel des Jahres 2019

Die Feldlerche wurde nach 1998 nun bereits zum zweiten Mal zum „Vogel des Jahres“ gewählt. Normalerweise verbindet man mit einer Auszeichnung etwas Besonderes, Positives, erst recht, wenn man gleich zweifach ausgezeichnet wird. In diesem Fall ist ihre wiederholte Wahl jedoch alarmierend, denn es gibt einen sehr traurigen Anlass dafür. Im Jahr 1998 wurde die Feldlerche gewählt, um auf ihre akute Gefährdung (ist auf der Roten Liste der Brutvögel Bayerns als gefährdet eingestuft) hinzuweisen. Verbunden hiermit war, dass man die Gründe für den starken Rückgang aufgezeigt und angemahnt hat, etwas gegen den Artenschwund zu tun. Getan wurde jedoch nahezu nichts um die Art zu retten, so dass sich die Situation nicht verbessert, sondern weiter verschlechtert hat. Die Bestände des ehemaligen Allerweltsvogels befinden sich auf einem alarmierenden Rückgang (einem deutlichen Sinkflug). In den vergangenen 25 Jahren ist ein Rückgang der Feldlerchen um ein Drittel zu verzeichnen. Aus vielen Gebieten Deutschlands ist sie bereits völlig verschwunden.

Die Feldlerche ist ca. 17 cm groß, ihre Oberseite ist braun mit schwarzbrauner Strichelung, ihr Bauch weißlich, ihre Brust kräftig gestreift und ihr Schwanz hat weiße Außenkanten. Ihr einziger Schmuck besteht aus feinen, braunen Längsstreifen und Strichen am Oberkopf und einer kleinen aufstellbaren Federhaube. Ihr beiges Gefieder tarnt sie sehr gut, d.h. sie macht sich dadurch am Boden nahezu unsichtbar. Am ehesten kann man die Feldlerche hören, und zwar wenn das Männchen mit seinem tirilierenden, ununterbrochen (2 – 5 Min.) vorgetragenen Fluggesang in Höhen von 50 bis 200 m aufsteigt, wo es mit bloßem Auge kaum mehr zu erkennen ist. Leider ist es eine Seltenheit geworden, überhaupt eine Lerche zu hören. Nur noch wenige kennen und hören den Gesang am Himmel. Auch bei uns in Oberhaching sind bereits auf einem Großteil der Felder diese Vögel verschwunden, jedoch gibt es noch einzelne Brutpaare im Bereich östlich der Bahnlinie und im Umfeld der Kiesgruben.

Die Nahrung der Feldlerchen ist abhängig von den Jahreszeiten. In den kalten Monaten begnügen sie sich mit Pflanzenteilen und Sämereien. Im Frühling kommen Insekten, Regenwürmer oder andere Kleintiere hinzu, die besonders für den Nachwuchs ein wichtiges Kraftfutter sind.

Für den alarmierenden Rückgang der Feldlerche gibt es nicht einen einzigen, sondern mehrere Gründe. Die immer intensivere Landwirtschaft und der Einsatz von Pestiziden sind zum Hauptgrund für das Artensterben geworden. Intensivkulturen mit Wintergetreide, Mais und Raps, fehlende Brachflächen und der damit verbundene Rückgang von Insekten verringern ihren Lebensraum und ihre Nahrungsgrundlage. Außerhalb der Brutzeit ernähren sich Feldlerchen von heruntergefallenen Samen auf Stoppelfeldern, soweit diese nicht mit dem bekannten Totalherbizid Roundup behandelt wurden.

Die Feldlerche ist ein Bodenbrüter und baut ihr Nest versteckt in der Vegetation in einer Grasmulde. Da die Kulturen heute sehr schnell und dicht aufwachsen, ermöglichen diese oft nur noch eine einzige Brut. Wenn die Vögel deswegen auf die vegetationsfreien Fahrspuren im Feld ausweichen, werden sie häufig Opfer von Nesträubern oder von Landmaschinen. Aufgrund der fehlenden Auflockerung der Landschaft durch Brachen, Sommergetreide oder extensiv genutztem Grünland, haben die Vögel im späten Frühjahr auch keine andere Brutmöglichkeit mehr. Anhand dieser Umstände fallen oft die – für die Arterhaltung sehr wichtigen – zweiten und eventuell dritten Bruten komplett aus.

In Westeuropa ist die Feldlerche ein Standvogel (hält sich ganzjährig im Brutgebiet auf), jedoch bei uns in Mitteleuropa ein Zugvogel. Unsere Vögel sind hauptsächlich Kurzstreckenzieher und verlassen ihre Brutgebiete von September bis November in Richtung Südwesten, um bevorzugt in Südfrankreich und Spanien zu überwintern. Je nach Witterungsverlauf kehren die Vögel bereits Ende Januar, meist jedoch ab Mitte Februar bis Mitte März, in ihre Brutgebiete zurück.

Zusätzlich zu den Problemen bei uns gibt es für die Vögel auch Probleme in den Überwinterungsgebieten und auf den Zugstrecken. In den Überwinterungsgebieten haben sich die Nahrungsbedingungen durch die Intensivierung der Landwirtschaft ebenfalls weiter verschlechtert und auf den Zugstrecken lauert außerdem die Gefahr des Vogelmords! Kaum zu glauben ist, dass die gefährdeten Vögel in sechs EU-Ländern im Herbst und Winter immer noch legal bejagt werden dürfen. Im Jahr 2014/15 wurden dort laut offizieller Jagdstatistiken fast 900.000 Feldlerchen abgeschossen.

Die Feldlerche steht als Jahresvogel stellvertretend für andere Feldvögel, denen es zum Teil sogar noch schlechter geht. Mit der erneuten Wahl möchte man die Verantwortlichen endlich wachrütteln und sie auffordern, grundlegende Dinge an der Basis zu ändern, bevor es ganz zu spät ist! Obwohl auch der einzelne Landwirt natürlich etwas zum Erhalt unserer Natur beitragen kann, liegt die Hauptursache in der verfehlten europäischen Agrarpolitik, die dringend geändert werden muss. Bevor wir aber die Fehler bei anderen suchen, sollte auch jeder einzelne Bürger darüber nachdenken, was er persönlich dazu beitragen kann, um die weitere Zerstörung unserer Natur zu stoppen. Jeder Bürger könnte durch Änderung seines Kaufverhaltens einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, indem er Bioprodukte kauft und damit die naturverträgliche, ökologische Landwirtschaft fördert!

Hans Jakob