Zur Startseite

Natur vor der Haustür

01/2019 Auf den Spuren unserer Tiere

Bei einem Spaziergang in Wald und Flur bietet sich jetzt die Gelegenheit, diesen vielleicht ungeliebten Frischluftgenuss – vor allem für Kinder – interessanter zu machen. Gehen Sie einfach mal auf Spurensuche!
Natürlich hat die Natur im Winterhalbjahr nicht so viel zu bieten, wie in anderen Jahreszeiten. Zwar sind die Zugvögel nach Süden gezogen, aber einige Wintergäste sind zu uns gekommen, wie Bergfinken, Erlen- und Birkenzeisige, seltener auch Seidenschwänze. Doch alle noch aktiven Tiere hinterlassen überall ihre Spuren. Besonders nach Neuschnee sind deren Trittspuren zu finden. Wer genau hinschaut wird viele unterschiedlichste Fährten und Spuren entdecken können, z.B. dass hier ein Marder unterwegs war (Foto), ein Hase durch den Schnee hoppelte, dort ein Reh gezogen ist und da ein Fuchs durch den Schnee schnürte.

Außer den oben genannten „Winterfußgängern“ sind noch Wiesel, Eichhörnchen und Mäuse häufige „Spurenleger“. Auch die bei uns gebliebenen Vögel, besonders jene, die ihr Futter am Boden suchen, wie Amseln, Krähen, Wildenten und verschiedene Finkenvögel, hinterlassen ihre Fuß- und manchmal auch Flügelabdrücke. Leider können wir uns nicht mehr darauf verlassen, dass Schneefall und längere Schneelagen das Spurenlesen erleichtern.
Aber auch ohne Schnee sind genügend Spuren zu finden. Manchmal sogar solche, die der Schnee zugedeckt hätte. Hier sind es ab- oder angenagte, aufgehackte Zapfen, Nüsse, Früchte, Rinde u.a., die zeigen, welches Tier sich hier verköstigte. Außerdem verraten sich die Tiere durch ihre Ausscheidungen. Bei Wild durch Losung, bei Federwild Gestüber, bei Greifvögeln Geschmeiß und Gewölle. Auch Gewölle, Federn, besonders Rupfungen können Vogelarten zugeordnet werden oder z.B. bei Gewöllen, in größerer Anzahl vorgefunden, auf einen Tageseinstand einer Eule hinweisen.
Das Foto zeigt ein Kothäufchen des Grünspechts, erkennbar weil es fast ausschließlich aus Chitinteilen der Ameisen besteht.

In den entlaubten Bäumen und Sträuchern kann man Nester entdecken, die das Laub bisher verborgen hatte. Dies sind z.B. die Vogelnester von: Amseln; Stieglitzen – an Außenästen von Straßenbäumen; Grasmücken – nur aus Gras; Gimpeln – aus dünnen Zweigen und Würzelchen (meist in Nadelgehölzen, leider nicht oft zu finden). Sehr selten entdeckt man in Bodennähe an Hecken- und Waldsäumen die kugelförmigen Nester von Hasel- und Zwergmäusen. Auch die Krähen-, Elstern- und Wildtaubennester unterscheiden sich deutlich voneinander. Krähennester sind als offene Nestmulde und Elsternnester mit einer Art Dach meist in Astgabeln zu finden. Dagegen haben die Tauben ihre fast durchscheinenden flachen Nester auf die Außenäste gebaut. Ein Eichhörnchenkobel sieht man meist in einer Baumspitze und an den für den Nestbau verwendeten Zweigen hängt oft noch vertrocknetes Laub.
Spuren zu deuten erlernt man natürlich nicht von heute auf morgen. Hierzu wird vom Buchhandel verschiedene Literatur zur Bestimmung von Tierspuren angeboten, die Ihnen die Zuordnung erheblich erleichtern kann. Auch das Internet bietet ein reichhaltiges Spurensortiment. Immer hilfreich ist ein Foto, denn es kann beim Spurenlesen und Vergleichen wertvolle Hilfe leisten.

Eike Hagenguth