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Natur vor der Haustür

07/2018 Vorsicht – giftig!

Warum die Natur nicht nur schöne, duftende und schmackhafte, sondern auch stachelige, ätzende oder zum Teil auch sehr giftige Pflanzen hervorbrachte, wird immer ihr Geheimnis bleiben. Sicher ist, dass sich manche Arten mit Stacheln gegen Fressfeinde wehren, aber Gift? Wer knabbert denn gerne an Zypressen oder am Buchsbaum?
Eine der giftigsten Pflanzen in Europa ist der Wasserschierling (Cicuta virosa). Er führte im Jahre 399 v. Chr. bei der Hinrichtung des griechischen Philosophen Sokrates – bekannt als „Schierlingsbecher“ – zu dessen Tod. Solche Gerichtsurteile werden heute nicht mehr erlassen, aber das Gift in den Pflanzen ist geblieben.

Die Tollkirsche (ein Nachtschattengewächs) beispielsweise gilt als sehr giftig und man sollte sie keinesfalls berühren! Auch Seidelbast, gelber und blauer Eisenhut, Maiglöckchen und Fingerhut haben es in sich! Jeglicher Kontakt ist möglichst zu vermeiden. Bei Arbeiten im Garten nur mit Handschuhen anfassen!
Weniger bekannt ist, dass so beliebte Heckenpflanzen wie Zypressen, Thujen, Kirschlorbeer, Buchs, Eibe und Pfaffenhütchen, aber auch Solitärpflanzen wie Rhododendron in die Kategorie der Giftpflanzen fallen.
Und wussten Sie, dass alle Frühlingszwiebeln – wie Schneeglöckchen, Tulpen und Narzissen – giftig sind? Es gibt aber auch Ausnahmen: so sind die Allium-Zwiebeln - z. B. der Zierlauch oder der Bärlauch, der ja seit einigen Jahren richtig Karriere macht – harmlos.
Im ausgehenden Frühling freuen wir uns über die vielfarbigen Akeleien. Sie gehören, wie auch der Rittersporn, zur Familie der Hahnenfußgewächse, die allesamt giftig sind. Auch sollte man keine Pfingstrosen, Goldlack, Irisgewächse, Efeu und Gartenalpenveilchen zu sehr ans Herz drücken, denn auch sie haben zum Teil sehr giftige Inhaltsstoffe.
In Wald und Flur gilt es, sich mit dem Pflücken von Blumensträußen äußerst zurückzuhalten, denn erstens sind mittlerweile fast alle Wildblumen auf der Roten Liste und damit geschützt, zweitens gibt es auch hier viele giftige Exemplare. Zum Beispiel das Jakobs-Greiskraut, das vor einigen Jahren in den Medien die Runde machte, weil es vor allem für Kühe tödlich giftig ist. Eine andere Pflanze, der Riesen-Bärenklau, lässt sein Gift über die Haut wirken. Es kann bei Sonneneinwirkung schwerste Verbrennungen hervorrufen und sollte deshalb tunlichst an seinem Platz stehenbleiben. Die Entfernung der Pflanze erfolgt in der Regel maschinell. Von den bekannten Wiesenblumen sind der Klatschmohn, der Klappertopf, der Rainfarn und die bereits genannten Hahnenfußgewächse giftig. Aber auch im Wald trifft man auf gifte Gewächse: so sind die Farne und auch der selten in unseren Wäldern vorkommende Fingerhut giftig. Selbst der Waldmeister, der ja eine bekannte Bowlen-Zutat ist, enthält giftige Substanzen, das Cumarin. Zum Ansetzen einer Bowle, verwendet man den Waldmeister nur bis zur Blüte, auf keinen Fall mehr zu einem späteren Zeitpunkt. Das gebündelte Kraut wird im welken Zustand in das Bowlengefäß mittels eines Bindfadens gehängt und dann mit Wein aufgegossen. Das Waldmeisterkraut darf nicht verzehrt werden! Es wird vor dem Servieren der Bowle entfernt.

Wenn der Herbst kommt und die Beeren reifen, sollte vor allem Kindern erklärt werden, dass sie im Wald nicht alles was rot ist und nach Beere aussieht in den Mund stecken dürfen. Sonnige Waldränder sind die Heimat der Roten Heckenkirsche, deren Früchte den roten Johannisbeeren ähneln, aber giftig sind. Ebenfalls giftig sind im Rohzustand die Früchte es Roten und Schwarzen Holunders.
In Bodennähe fallen die scharlachroten, aber giftigen Beeren des Aronstabes ins Auge. Bitte nicht pflücken oder gar essen! Sie wachsen unter anderem auch im Gleißental.
Nicht essbar und zum Teil sehr giftig sind die Früchte von Seidelbast, Pfaffenhütchen, Kirschlorbeer, Goldregen, Blauregen, Ricinus (auch Wunderbaum genannt), sowie von allen Schneeballarten.
Die zur Familie der Nachtschattengewächse gehörende Tollkirsche wurde bereits erwähnt, es gibt aber auch noch weitere Familienmitglieder, wie der Gelbe, der Schwarze oder der Bittersüße Nachtschatten.
Zu dieser Familie gehören aber auch Tomaten, deren Früchte man roh verzehren kann, deren übrige Pflanzenteile aber giftig sind und die Kartoffel, deren Früchte nur gekocht genießbar sind. Diese beiden und eine weitere Gemüsepflanze, die Bohne, kommen aus Süd- bzw. Mittelamerika. Bohnen – bei uns als Busch-, Feuer- oder Stangenbohnen sehr beliebt – enthalten in allen Pflanzenteilen Gift! Sie sind nur in gekochtem Zustand genießbar!
Nun, auch im Winter gilt es noch aufzupassen: Die manchmal bereits im Dezember blühende Christrose ist giftig!
Zu guter Letzt noch einige Beispiele bei den Zimmerpflanzen: Die von September bis Dezember erhältlichen Alpenveilchen, sowie die zur Advents- und Weihnachtszeit beliebten Weihnachtssterne (Euphorbia) sind in allen Teilen giftig, ebenso wie die ebenfalls um diese Jahreszeit häufig als Zwiebel angebotene Amaryllis.
Wenn Sie mit giftigen Pflanzen oder Früchten in Kontakt gekommen sind gilt immer: weder den Mund noch die Augen berühren und sich schnellstmöglich die Hände sehr sorgfältig waschen.
Sollte es zu einer Vergiftung – wie plötzliche Übelkeit, Bauchschmerzen, Erbrechen, Durchfall, Kopfschmerzen, Schwindel, Kreislaufprobleme oder gar Bewusstlosigkeit - (um einige Symptome zu nennen) durch Berührung oder Essen einer stark giftigen Pflanze kommen, so rufen Sie umgehend folgende Telefonnummer an:
Giftnotruf im Klinikum rechts der Isar 089 19240
Erproben Sie bitte keine sog. Hausmittel oder ähnliches! Handeln Sie! Zeit ist der wichtigste Faktor bei Vergiftungen und kann gerade bei Kindern lebensrettend sein.

Inge Mebus