04/2018 Schmackhafte Exoten als Wandbegrünung
Es gibt viele Möglichkeiten, Hauswände oder Mauern und Ähnliches zu begrünen. Dass Wandbegrünungen aus ökologischer Sicht viele Vorteile haben, ist unbestritten. Natürlich soll auch nicht verschwiegen werden, dass es auch Nachteile gibt. Wenn die Begrünung aber essbare Früchte hervorbringt, ist das ein weiterer Vorteil. So könnte es sich dabei z.B. um Obstbaumspaliere oder Wein handeln.
Hier nun aus eigener Erfahrung eine Möglichkeit, ohne ein Spalier auszukommen und dennoch etwas zu ernten. In diesem Fall geht es um einen weniger bekannten Schlinger; der Bayernkiwi, auch Weiki genannt, mit dem botanischen Namen Actinidia arguta.
Seit über 25 Jahren schon gedeihen diese Schlingpflanzen an der Ost- und Südwand unserer Wohnanlage. Während es an der Südwand ein Spalier gibt, schlingen sich die Kiwis an der Ostseite nur an einem an Dachbalken angebrachtem Seil sieben Meter in die Höhe. Hier bilden sie im belaubten Zustand zwischen den Fenstern eine Art grüne Säule, die im Sommer für angenehme Kühle in der Wohnung sorgt und manchen Vogel animiert hat, hier sein Nest zu bauen.
Die in China und Korea beheimatete, relativ anspruchslose Pflanze ist sehr frosthart, jedoch empfindlich gegen Spätfrost. Hierbei liegt die kritische Temperatur bei -3°C. Dadurch erfrieren die meisten Blütentriebe, ohne die Pflanze aber nachhaltig zu schädigen, denn sie besitzt viele sogenannte schlafende Augen, die nach dem Frostereignis wieder austreiben. Die Ernte fällt dann natürlich ganz oder teilweise aus. Die Kiwis sind zweihäusig, d.h. man benötigt weibliche und männliche Pflanzen, wobei das Verhältnis 4 zu 1 betragen kann. Inzwischen gibt es aber auch einhäusige Züchtungen. Die Blütezeit fällt bei uns in den Juni und erfreut vor allem Hummeln. Eine weibliche Pflanze kann es in guten Jahren leicht auf 10-15 kg Früchte bringen. Die Reifezeit liegt zwischen Ende September und Mitte Oktober mit beginnendem Laubfall der weiblichen Pflanzen. Leider sind die Früchte nicht all zulange haltbar, gekühlt einige Wochen. Die sehr süßen, schmackhaften, stachelbeergroßen unbehaarten Früchte sind essbar, wenn sie sich etwa weich anfassen. Aber Vorsicht: man sollte nicht gleich große Mengen verspeisen. Bei manchem Genießer wird eventuell der Verdauungsapparat zu stark angeregt. Als Nahrungsquelle sind sie von Vögeln wie Amseln und Staren bisher noch nicht entdeckt worden. Ansonsten sind keine Schädlinge der Pflanze bei uns bekannt. Der Wasserbedarf ist allerdings relativ hoch, sodass man an Südwänden in trockenen Zeiten bewässern sollte. Deshalb sind West- und Ostwände vorteilhafter. In unserem Fall wird Regenwasser aufgefangen, womit die Pflanzen bei Trockenperioden über einen Tropfschlauch zusätzlich bewässert werden können.
Ganz ohne Pflege kommen die Kiwis aber nicht aus. In der Regel ist ein einmaliger Rückschnitt Ende Juni, spätestens aber zur Erntezeit notwendig, denn die Pflanze treibt bis zu 4m lange Triebe, die alles umschlingen was sich erreichen lässt. Dass man in dem hier geschilderten Fall zur Ernte und beim Rückschnitt auch leiterfest sein sollte, versteht sich von selbst.
Mehr zur Verwendung der Pflanze und der Früchte finden sie ausführlich im Internet.
Unser Tipp deshalb: wer eine geeignete Wand, Pergola, Zaun oder ähnliches hat, sollte sich mit dieser Pflanze den Herbst versüßen.
Eike Hagenguth