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Natur vor der Haustür

06/2017 Klatschmohn – Blume des Jahres 2017

Mit der Wahl des Klatschmohns (Papaver rhoeas) zur Blume des Jahres 2017 möchte die Loki Schmidt Stiftung auf die Gefährdung und den Verlust von Ackerwildpflanzen aufmerksam machen und sich für die Förderung der Biodiversität im Landbau einsetzen.

Der beliebte Klatschmohn steht stellvertretend für viele bedrohte Ackerwildpflanzen. Früher waren unsere Äcker bunt: z.B. die blaue Kornblume, die violette Kornrade und der rote Klatschmohn. Aber der Einsatz von chemischen Pflanzengiften, den Breitbandherbiziden, sorgte für „saubere“ Äcker – und öde Landschaften.

Klatschmohn ist ein Lichtkeimer, d.h. er benötigt zum Keimen neben Wasser, Wärme und Sauerstoff das Licht offener Flächen. Getreideäcker waren da ideal. Aber während hoch spezialisierte Ackerkräuter wie die Kornrade heute fast ausgestorben sind, hat sich der relativ anspruchslose Klatschmohn neue Lebensräume erobert und auf Ausweichflächen überlebt: z.B. auf neu angelegten Straßenböschungen, Schuttplätzen oder brach gefallenen Äckern (für die der Staat Stilllegungsprämien zahlt). Aber auch auf lichten Ackerrändern kann man den roten Klatschmohn finden – wenn diese nicht großzügig mitgespritzt werden.

In Deutschland gibt es vier wild wachsende Mohnarten: am weitesten verbreitet ist der rote Klatschmohn, außerdem der davon kaum zu unterscheidende Sandmohn und Saatmohn, sowie der Weiße oder Salzburger Alpenmohn.

Die einzelne Blüte des roten Klatschmohns mit ihren zarten, hauchdünnen Blütenblättern hält nur zwei bis drei Tage, bevor sie verwelkt. Größere Klatschmohnbestände jedoch erfreuen uns von Mai bis August Tag für Tag mit immer neuen roten Blüten. Wann und wo haben Sie so ein Klatschmohnfeld zuletzt gesehen?

Die vier dünnen Blütenblätter sind in der noch geschlossenen Knospe unregelmäßig gefaltet, weswegen sie nach dem Öffnen der Knospe etwas „zerknittert“ wirken. Die Blüten des Klatschmohns stellen eine sehr ergiebige Pollenquelle dar. Bricht man einen Klatschmohnstengel ab oder ritzt die noch unreife Samenkapsel ein, tritt ein weißer, klebriger Saft aus. (Beim nicht heimischen rosafarbenen Schlafmohn wird aus diesem Milchsaft Opium und damit der Rohstoff für Heroin gewonnen.) Die reifen Kapselfrüchte enthalten tausende sehr kleine (bis 1mm) dunkle Samenkörner (= Mohnkörner). Diese Samen werden bei trockenem Wetter durch den Wind ausgestreut. Dem Klatschmohn wird eine lange Keimfähigkeit von bis zu 20 Jahren zugeschrieben. Kommen seine Samen z.B. durch Erdbewegungen ans Licht (Lichtkeimer, s.o.), überrascht er mit seinen roten Blüten an Stellen, wo man ihn gar nicht erwartet.

Ackerwildpflanzen bereichern unsere Kulturlandschaft nicht nur durch ihre Farbenpracht. Der Rückgang der Pflanzenvielfalt im Ackerland bedroht vor allem unsere „Bestäuber“ – wie Schmetterlinge und Bienen – sehr stark. Wer sorgt dann für unser Obst und Gemüse? Stellt die Verarmung der Ackerlebensgemeinschaft letztendlich nicht auch ein ernst zu nehmendes Problem für die Landwirtschaft dar?

Sie können die bunte Vielfalt in Ihrem Garten oder auf Ihrem Balkon unterstützen: bestellen Sie einfach eine Samenpostkarte des Klatschmohns bei der Loki Schmidt Stiftung www.loki-schmidt-stiftung.de oder sammeln Sie ab August reife Mohnkapseln. Die Aussaat kann noch bis Ende Mai oder ab August (für das nächste Jahr) erfolgen.

Karin Simon