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Natur vor der Haustür

05/2017 Bitte mehr Farbe in die Gärten!

Wenn ich in unserer Gemeinde spazierengehe, muss ich immer mehr feststellen, wie sich unser Oberhaching vom beschaulichen Dorf in eine sterile Beton- und Steinödnis verwandelt!
Das sind die öffentlichen Flächen, auf denen zu dieser Jahreszeit keinerlei Buntes wächst. Ganz anders beispielsweise in Taufkirchen, wo einen auf den Grünflächen im Frühling überall Krokusse und Osterglocken anlachen. Oder etwa die „Ergrauung“ der Bahnhofstraße in Deisenhofen, die bis auf Robinien und den nicht heimischen Gleditsien keinerlei einheimischen Pflanzen oder Sträuchern die Möglichkeit zum Wachsen bietet.

Und dann sind da leider auch viele private Flächen und Gärten mit den sogenannten „modernen“ Gärten – mit viel Betonpflaster, sterilen Pflanzen, ohne jegliche bunten Blumen und Sträucher. Oder Garageneinfahrten, die stets zugepflastert werden, die eine grüne Aufwertung bräuchten!
Teure Gartenarchitekten und vor allem die vielen Gartencenter profitieren seit Jahren von diesem Trend eines absolut sterilen Gartens, mit nicht heimischen und damit unserem Klima nicht angepassten Koniferenhecken, Bambus und Gräsern. Diese ökologischen Krisengebiete, in denen weder ein Igel noch ein Vogel irgendetwas zu fressen findet, geschweige denn eine Biene oder eine Hummel Nektar tanken kann, müssen doch nicht sein!

Warum verreisen wir gerne in andere Länder um uns an der dortigen Blumenpracht zu erfreuen? Warum finden wir die kleinen Dörfer in den Alpen so wunderbar – vor allem die hübschen Bauerngärten in denen es so prachtvoll blüht und summt und zwitschert? „Der Mensch sucht die ursprüngliche Natur, das ist ihm angeboren“ – das sagte kürzlich ein Redner bei der Eröffnung einer Ausstellung zur bedrohten Natur. Aber warum machen viele Menschen das Gegenteil und sperren die Natur aus?

Kleingärten waren schon immer der Inbegriff der eigenen Erholung. Was gibt es schöneres als ein Schläfchen im angenehmen Schatten eines Obstbaumes? Oder frischgepflückte Beeren aus dem eigenen Garten?
Sind das nicht herrliche Kindheitserinnerungen?
Wir sollten dieser schrecklichen „Vergrauung“ der Gärten Einhalt gebieten und uns wieder mehr auf die Natur, die wir ja doch brauchen, besinnen. Mit herrlich blühenden Blütenpflanzen, mit einheimischen Sträuchern, die auch wachsen dürfen und nicht jährlich bis auf den Stumpf zurück gestutzt werden. Auch Kletterpflanzen bieten wunderbare Blüten und ebensolchen Duft, wie z.B. das einheimische Jelängerjelieber (Lonicera).
Mit Farbe und Duft bieten wir auch unseren Insekten einen gedeckten Tisch und ein natürlich gewachsener Strauch dient vielleicht als Nistplatz für einen unserer immer weniger werdenden Vögel.
Wie begierig sind wir im Frühling, nach einem langen, kalten Winter, die Krokusse und Schneeglöckchen zu sehen! Später kommen die Tulpen, Narzissen und Vergißmeinnicht dazu und wenn die Rosen blühen und ihr Duft uns erfreut, ist schon der Sommer nahe. Gerade der Sommer ist die bunteste Jahreszeit und wir können eine wunderbare Farbenpracht im Garten gedeihen lassen, wenn wir z.B. Phlox, Rudbeckia, Schmuckkörbchen (Cosmea), Herbstastern und vieles mehr anpflanzen. Im Herbst ernten wir die Früchte des Obstbaumes und nach dem ersten Frost überrascht uns ein Feuerwerk der bunten Blätter und Früchte der verschiedensten Laubbäume und Sträucher.
Die Natur erfreut uns mit den herrlichsten Farben über viele Monate im Jahr hinweg, bevor der Winter kommt und alles mit Schnee zudeckt. Aber bis zu dieser grauen, dunklen Jahreszeit sollten wir unsere Gärten erblühen lassen, denn unser Garten oder Balkon ist ja eigentlich  d e r  Ort, an dem wir uns wohlfühlen möchten – unser kleines Paradies.
Vom Pflegeaufwand her ist übrigens ein buntes Blumenbeet nicht intensiver als ein „toter“ Koniferengarten.

Ein asiatisches Sprichwort sagt: „Jeder nimmt die Farbe seiner Umwelt an.
Deshalb möchte ich keine „graue Maus“ sein, sondern „Farbe“ bekennen. Und Sie?

Inge Mebus