03/2017 Hummeln
Ab März, wenn die Sonnenstrahlen den gefrorenen Boden erwärmen, kriechen die Hummeln wieder aus ihren Winterquartieren.
Zu den ersten dieser Frühlingsboten gehört die Wiesenhummel. Diese 2 – 3 cm großen, stark behaarten Tierchen – lat. Bombus – sind alle Königinnen, die im Vorjahr begattet wurden und nun einen neuen Hummelstaat gründen wollen. Zu allererst aber muss sich eine erschöpfte Königin erwärmen – z.B. an sonnigen Hauswänden oder sonnig stehenden Hölzern (wie Terrassenmöbel o.ä.) – danach braucht sie unbedingt eine Stärkung! Hierzu benötigt sie Frühjahrsblüher wie Winterling, Krokus, Weidenkätzchen, Huflattich, Christrose usw.
Sollten Sie, liebe LeserInnen, eine erschöpfte Hummelkönigin entdecken, so bieten Sie ihr auf einem kleinen, flachen Teller kaltes „Zuckerwasser“ (3 Teile Zucker in 2 Teilen Wasser auflösen) an, denn eine Königin zu retten ist doch Ehrensache!
Ist die Königin nun gestärkt, geht sie auf Nestsuche. Je nach Art – die häufigsten bei uns sind Erd-, Garten-, Stein-, Feld- und Waldhummeln – sucht sie nach Mäuselöchern, Reisighaufen, Vogelnistkästen oder Holzhaufen. Im März/April, witterungsbedingt auch z.T. noch im Mai, fliegt sie sehr langsam und knapp über dem Boden, um einen geeigneten Nestplatz zu finden. Hat die Königin ihr „Traumhaus“ gefunden, macht sie sich an die Arbeit, ihren Hummelstaat zu gründen. Zuerst wird eine kleine, walnussgroße Nestkugel aus isolierendem Material, wie etwa Moos, erstellt. Das weitere Baumaterial besteht aus Wachs, Pollen und Nektar. Das Wachs wird aus Hautdrüsen ausgeschwitzt und zu „Necktartöpfchen“ und „Eiwiegen“ verarbeitet. Im Nektartopf wird der Nektar eingelagert, der der Königin die Energie liefert, die sie zum Fliegen, Bauen und Brüten benötigt. In die Eiwiege werden die Eier zum Bebrüten gelegt. Die Bruttemperatur wird durch „Muskelzittern“ erzeugt, in dem die vier Flügel ausgekuppelt werden und die Flugmuskeln im Leerlauf hochtourig vibrieren.
Die ersten Hummeln, die nach der Verpuppung schlüpfen, sind etwas kleiner und immer Arbeiterinnen, die ihre Königin von nun an unterstützen. Arbeiterinnen werden zur Brutpflege, zum Sammeln von Nektar und Pollen, zur Larvenfütterung und zum Erweitern der Eiwiegen benötigt.
Um das Überleben eines Hummelstaates zu sichern, ist es außerordentlich wichtig, dass die Hummeln – und natürlich auch Bienen, Schmetterlinge etc. – zur Nahrungsversorgung sogenannte „Trachtpflanzen“ schnell finden. Dazu gehören alle ungefüllten Blüten von Frühlingsblühern, Obstbäumen, Blumenwiesen, Sommerblumen – wie Lavendel, Weiderich oder Phlox und viele andere – aber auch Kletterpflanzen, so etwa die Geißblattarten, Knöterich, Wein und ungefüllte Kletterrosen. Übrigens fliegen die friedfertigen Hummeln auch bei schlechterem Wetter, selbst Regen und Kälte machen ihnen wenig aus.
Ist nun der Hummelstaat bei Aufzucht und Pflege erfolgreich gewesen, so legt die Königin unbefruchtete Eier (das kann sie steuern) für den Drohnennachwuchs und befruchtete Eier, aus denen zukünftige Königinnen heranwachsen. Beide Arten der Nachwuchshummeln fliegen aus und paaren sich. Die Drohnen sterben ab, die Jungköniginnen stärken sich noch eine Zeitlang und suchen sich allmählich ein Überwinterungsplätzchen. Die alte Königin stirbt, sie hat ihr Werk getan.
Es muss uns allen ein großes Anliegen sein, Insekten wie Hummeln, aber auch Bienen, Schmetterlingen usw. zu helfen, indem wir Nahrungspflanzen anbieten, denn der Mensch profitiert von diesen emsigen Fruchtbestäubern. Wenn das Insektensterben (vor allem die Insekten-Vernichtung durch die konventionelle Landwirtschaft) so weitergeht, werden wir in nicht allzu ferner Zukunft weder Obst noch die Vielzahl der Gemüsearten zur Verfügung haben!
Jeder, der einen auch noch so kleinen Garten oder Balkon sein Eigen nennt, kann zum Überleben dieser wichtigen Insekten beitragen! Räumen Sie Ihren Garten/Terrasse/Balkon nicht akribisch auf! Pflanzen Sie im Herbst Zwiebeln von Frühlingsblühern! Setzen Sie – durchaus klein bleibende – ungefüllte Sträucher! Schön wären auch Sommerblumen (s.o.), denn sie duften meistens auch noch herrlich! Die Hummeln und auch die anderen Insekten werden es Ihnen danken!
Inge Mebus