01/2017 Der Waldkauz – Vogel des Jahres 2017
Der Waldkauz wurde zum Vogel des Jahres gekürt, um für den Erhalt alter Bäume mit Höhlen in unseren Wäldern oder Parks zu werben. Hiermit möchte man eine breite Öffentlichkeit für die Bedürfnisse höhlenbewohnender Tiere sensibilisieren. Das Fällen alter Bäume und "eintönige Wälder" sind neben "ausgeräumten Agrarflächen" (ohne jedes Nahrungsangebot) die größten Gefahren für den Fortbestand der nachtaktiven Jäger. Der für den Erhalt der Art entscheidende Bruterfolg hängt vor allem von der Qualität des Lebensraums ab. Für den Schutz des Waldkauzes gilt es daher in erster Linie höhlenreiche Altholzbestände sowie bekannte Brutbäume in Wäldern, Parks und Gärten zu erhalten. Findet der Waldkauz keine geeignete Baumhöhle als Brutplatz, nimmt er u.U. auch schon mal Nischen von Gebäuden, Scheunen oder Nistkästen an. Bei uns in Oberhaching hat er schon mehrfach erfolgreich im Viecherlturm gebrütet.
Der Waldkauz ist ein nachtaktiver Eulenvogel mit sehr feinen Sinnen. Er hat sich in einer jahrtausendelangen Entwicklung an das Leben in der Dunkelheit angepasst. Seine großen Augen nehmen besonders viel Licht auf, die Iris kann das einfallende Licht perfekt regulieren und garantiert so eine optimale Sichtleistung. Er kann aber auch besonders gut hören und das leiseste Geräusch noch in 100 m Entfernung wahrnehmen. Spezielle "Schalldämpfer" an den Flügelkanten sorgen dafür, dass er seine Beute nahezu lautlos anfliegen und überraschen kann. Auf seinem Speiseplan stehen hauptsächlich Nagetiere, aber auch Vögel, Frösche, Insekten und Regenwürmer.
Waldkauzpaare bleiben sich in der Regel ein Leben lang treu. Als Standvögel bleiben sie das ganze Jahr über in ihrem Revier. Untersuchungen zufolge blieben sogar 80 bis 90 % der Paare zeitlebens im gleichen Revier.
Den Waldkauz kennen die meisten Menschen aber leider nur vom Fernseher oder von einem Vogelpark, denn zu sehen bekommt man diesen Vogel der Nacht in der Natur nur sehr selten. Eher sind schon mal bereits in der Dämmerung die gedehnt heulenden Revierrufe „Hu-hu huuuuu“ des Männchens zu hören. Diese bis 700 m weit hörbaren Rufe dienen der Revierabgrenzung und der Partnerwerbung. Zu hören sind die Rufe in den Monaten der Balz, also im Herbst und im Frühjahr (hauptsächlich im Februar). Die melancholischen Laute dienen in Krimis oft dazu, um Nachtszenen eine „unheimliche Stimmung“ zu verleihen. Die nächtlichen Rufe, der lautlose Flug und das Sehen bei fast völliger Dunkelheit begeistert daher nicht nur Vogelliebhaber.
Vor einigen Jahren hat der BUND Naturschutz Oberhaching eine aufwändige Waldkauz-Rettungsaktion durchgeführt. Was war passiert? Eine Naturschützerin hat einen jungen Waldkauz unter einer Bruthöhle im Gleißental gefunden. Dieser Nestling war aus seiner Bruthöhle gefallen. Die Bruthöhle war recht morsch und auch zu klein. Wie konnte geholfen werden? Der Jungvogel wurde kurzfristig in Pflege genommen und versorgt. Nach Beratung unter den örtlichen Ornithologen wurde der Entschluss gefasst, einen Anbau zu zimmern und damit die Höhle zu erweitern. Da die Befürchtung bestand, dass sich die Altvögel eventuell gestört fühlen könnten und daher die anderen Jungvögel nicht mehr versorgen würden, musste dies natürlich alles recht schnell gehen. Nachdem der Anbau fertiggestellt und angebracht war, wurde das Pflegekind wieder zu seinen drei Geschwistern ins Nest gesetzt. Die bange Frage war, ob die Eltern dies alles so akzeptieren würden. Nachdem die Helfer aus gebührender Entfernung die Sache gespannt beobachteten und miterleben konnten, dass alles geklappt hat, waren natürlich alle happy! Um dieses Problem in den Folgejahren auszuschließen, wurde die alte Höhle nach der Brutzeit verschlossen und im angestammten Revier ein Eulenkasten aufgehängt, der auch in den Folgejahren erfolgreich angenommen wurde.
Neben dem Waldkauz gibt es in unseren umliegenden Wäldern noch den Sperlingskauz (kleinster Kauz), Raufußkauz und die Waldohreule, die jedoch alle sehr selten sind.
Hans Jakob