09/2016 Nisthilfe für Vögel und Fledermäuse an Neubauten
Einige Vogelarten – auch Gebäudebrüter genannt – wie z.B. Mehlschwalbe, Mauersegler, Hausrotschwanz, Bachstelze, Haussperling, Turmfalke, Dohle, sowie natürlich auch Fledermäuse leben mit dem Menschen seit jeher in Häusern in Stadt und Land gemeinsam unter einem Dach. Bei älteren Häusern gab es häufig Spalten, Nischen, Simse und Löcher, die sich als Nistplätze für Vögel und Fledermäuse eigneten. Auch existierten oft ungenutzte Dachräume mit Lüftungslöchern, durch die z.B. Fledermäuse, aber auch Eulen ins Innere gelangen konnten und somit der Speicher als sicheres Quartier dienen konnte.
Die heutigen Neubauten dagegen weisen meist geschlossene Fronten auf – ohne Nischen, Höhlen, Unterschlupfmöglichkeiten oder Zugang in nicht genutzte Speicher unter dem Dach. Mit ein Grund, dass das Vorkommen dieser Gebäudebrüter in Stadt und Land bedrohlich zurückgegangen ist.
Was Bauherren oder Architekten oft nicht wissen: Bei Neubauten besteht die Möglichkeit, bereits in der Planungsphase geeignete Nistmöglichkeiten mit vorzusehen.
So gibt es fertige Einbau-Niststeine unterschiedlicher Art und Größe, die direkt beim Bau ins Mauerwerk mit integriert werden können. Das Äußere der Fassade wird dadurch kaum merklich beeinflusst, ebenso werden bauphysikalische Belange dabei nicht beeinträchtigt. Diese Niststeine eignen sich besonders für Mauersegler, Hausrotschwänze, Fledermäuse und sogar auch für Meisen.
Für Fledermäuse, Turmfalken und Eulen bilden nicht genutzte Räume direkt unter dem Dach (Spitzgiebel) geeignete Quartiere, wenn Löcher, Schlitze oder kleine offene Giebel-Fensterluken den Zugang garantieren. Für diesen Fall gibt es auch spezielle Nistkästen, die im Inneren des Raumes angebracht werden können.
Fassaden werden oft im oberen Bereich mit Holz verkleidet, das auf Dachlatten befestigt wird, die an der Wand angebracht sind. Der zwischen Holzbrettern und Mauerwerk bestehende Spalt wird meistens mit einem feinmaschigen Gitter verschlossen, um Insekten fern zu halten. Wenn das Insektengitter jedoch nicht überall angebracht wird, entstehen Schlupfspalten für Fledermäuse, die hier ein ideales Sommerquartier vorfinden.
Bei entsprechend großzügigem Dachüberstand bietet der Ortgang (Raum unter dem Dachüberstand zwischen Traufe und Dachfirst) eines Hauses ausgezeichnete Anbringungsmöglichkeiten für Nisthilfen: Halbhöhlen, Nischen und Simse werden sehr gerne von Grauschnäppern, Hausrotschwänzen, Bachstelzen, Haussperlingen und Dohlen angenommen.
Unter dem seitlichen Dachüberstand eines Hauses bis zur Traufe gibt es zwischen den Sparren oder oberhalb des Mauerwerks (falls die Sparren nicht über die Hauskante hinausgehen) ideale Anbringungsmöglichkeiten für verschiedenste Höhlen-Nistplätze für diverse Vogelarten (wichtig: Mauersegler) und Fledermäuse und speziellen Kunstnestern für Mehlschwalben. Aber auch bereits ein einfaches Brett zwischen den Sparren angebracht, wird gerne vom Grauschnäpper als Nistplatz angenommen.
Die meisten der aufgezeigten Nisthilfen können natürlich auch sehr einfach nachträglich an bestehenden Gebäuden angebracht werden!
Die oben genannten Möglichkeiten unterschiedlicher Nisthilfen geben nur einen groben Überblick über das, was tatsächlich machbar ist. Diverse Randbedingungen sollten beachtet werden, wie z.B. Höhe der Anbringung, teilweise hindernisfreier Anflug, Kotbretter unter Mehlschwalbennestern, Reinigungsmöglichkeit der Nester usw.
Genauere Auskunft über dieses weitläufige Thema – insbesondere auch Infomaterial und Anleitungen – erhält man beim Landesbund für Vogelschutz (LBV) bei Frau Sylvia Weber, Tel.: 089 200270-83.
Zusätzlich steht auch für Bauinteressenten bei der Bauberatung im Bau- und Umweltamt der Gemeinde Oberhaching Informationsmaterial des LBV zur Einsichtnahme zur Verfügung.
HINWEIS: Es ist verboten, bestehende natürliche Nistmöglichkeiten an Gebäuden – beispielsweise Mehlschwalbennester – zu zerstören oder in anderer Form zu beeinträchtigen (z.B. Anbringung von Sperrnetzen).
Gerhard Mebus