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Natur vor der Haustür

10/2015 Ist Konsum von Hühnerfleisch wirklich unbedenklich?

Seit vielen Jahren berichten Medien über die Auswirkung der Massentierhaltung. Ein Großteil entfällt davon auf die Hühnerproduktion.
Die Massentierhaltung bedeutet, dass Hühner bis zu mehreren Hunderttausend auf engem Raum gehalten werden, ohne Tageslicht und Frischluft, und sie dürfen nicht ins Freie laufen. Ihre Schnäbel werden gekürzt, damit sich die dicht gedrängten Hühner nicht verletzen können. Die Flügelfedern werden verkleinert. Die männlichen Küken sind aus betriebswirtschaftlicher Sicht nicht rentabel, deshalb werden sie mit Kohlendioxid vergast und gehäckselt. Ihre Kadaver kann zur Futtermittelerzeugung verwendet werden.
Dieser industrielle Produktions- und Verwertungsprozess steht seit Jahren in der Kritik, vor allem der bisher nicht versiegende Antibiotikaeinsatz und die mit Gentechnik veränderten Futtermittel.
Das Futter besteht vor allem aus Soja und Mais, welches eiweißreich gentechnisch vorwiegend in Süd-, Nordamerika und Spanien produziert und von den konventionellen EU-Landwirten gekauft wird. In Südamerika wurden riesige Urwälder gerodet, um sehr viel gentechnisches Soja zu erzeugen. Die dort lebenden Menschen hat man vertrieben, Flora und Fauna vernichtet und damit werden Klimawandel beschleunigt und Umweltschäden verursacht.
Von diesem Futter werden die gezüchteten Rassen unnatürlich schnell dick, ca. 4 kg schwer und sind nach 30 - 40 Tagen schlachtreif. Das hat zur Folge, dass sie an Herzversagen verenden können und sich die Knochen sowie die gekürzten Flügel brüchig entwickeln.
Die Legehennen sind im Stall eng eingezwängt, sie haben nur künstliches Licht, finden keine Nester, in denen sie ca. 8-10 Eier einlegen könnten, um sie anschließend auszubrüten. Ohne Nest erzeugen sie immer wieder Eier, die sie verlieren und erzeugen im Jahr insgesamt ca. 300 Eier. Das ständige Eierlegen schwächt den Körper. Sie stehen/liegen auf dem Drahtgitter, der ihre Pfoten entzündet.
Bei dem Transport zur Schlachtung aller Hühner, verletzen sich viele, oder verenden. Wegen langer Transportzeit und engem Lagerraum werden sie sehr aggressiv.
Alles dies bedeutet für die Tiere Stress und Qual. Dagegen wird Antibiotika eingesetzt.

Der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.) hat 2012 festgestellt, dass im Supermarkt jedes zweite untersuchte Geflügelfleisch mit antibiotikaresistenten Keimen belastet war. Die Keime entstehen, weil in der industriellen Tierhaltung systematisch große Mengen Antibiotika eingesetzt werden. Antibiotikaresistenzen sind deshalb sehr gefährlich, weil die von der Humanmedizin verabreichten Antibiotika ohne Wirkung bleiben können. Der BUND forderte die Bundesregierung auf, die Antibiotikamenge in der Massentierhaltung stark zu reduzieren und die Bedingungen in der Tierhaltung grundlegend zu verbessern.

Neuer Versuch, die Antibiotikaverwendung in der Tierhaltung zu reduzieren.
Das verbesserte 16. Arzneimittelgesetz (16. AMG-Novelle) trat ab 2014 in Kraft. Der Einsatz von Antibiotika in der Nutztierhaltung ist zu minimieren. Alle antibiotischen Tierarzneimittel sind in Deutschland verschreibungspflichtig. Die Angaben vom Tierarzt für den Tierzüchter enthalten strenge Fristenregelungen und Dokumentationspflichten. Damit wird versucht, die Behandlungshäufigkeit mit Antibiotika in Betrieben zu kontrollieren, die Rinder, Schweine, Hühner und Puten zur Mast halten.

Menschliche Gesundheitsgefahr
Es ist ein Risiko, immer konventionell gezüchtetes gentechnisches Fleisch von Geflügel, Schweinen, Rindern zu essen. Antibiotikaresistente Keime (z.B. Salmonellen) können bei anfälligen Menschen zu schweren Erkrankungen bis hin zu Todesfällen führen. Die Gentechnik kann evtl. krebserregende Wirkung haben.

Die Bio-Hühner werden artgerecht behandelt.
Dazu gibt es strenge Vorschriften bei Bioland, Demeter, Naturland.
Verboten sind gentechnisch verändertes Futter, konventionelles Mischfutter, chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel oder Kunstdünger. Ökologisches Futter soll hauptsächlich von den Bio-Landwirten gepflanzt werden. Maximal dürfen 50% zugekauft werden.
Hühnerhaltung: max. 140 Legehennen und 280 Masthühner pro Hektar. Keine Schnäbel und Flügel stutzen. Dürfen nicht in Käfigen gehalten werden. Ein Auslauf ins Freie ist Pflicht, pro Huhn mit 1 qm. Der Boden der Halle soll zum Teil eingestreut sein. Ab 81 Tagen ist ein Bio-Hühnchen schlachtreif.
Der Transport zur Schlachtung darf nicht länger als 200 km und 4 Stunden sein.
Zweimal im Jahr kommen Kontrolleure um alles zu prüfen. Einmal angekündigt und einmal unangekündigt. Sie prüfen Stall und Buchführung. Die gekauften und die selbst erzeugten Futtermittel werden kontrolliert.

Dieses Bio-Siegel wird benutzt für die EU und andere Länder. Das EU-Bio Siegel ist nicht so streng: Das ganze Futter, ohne Gentechnik kann gekauft werden; davon z.B. 10 % konventionelles Mischfutter. Hühnerhaltung ist bis zu 230 Legehennen und 580 Masthühner pro Hektar erlaubt.

Wie geht es den Bio-Hühnern in Deutschland?
Sie wachsen nicht so schnell, was natürlicher ist, haben im Stall mehr Fläche zur Verfügung, können ins Freie laufen, am Boden scharren, ihre Federn putzen, haben stärkere Muskeln, werden nicht so dick, meistens nicht krank und können doppelt so lange leben wie konventionelle Hühner. Bei Krankheit bekommen sie pflanzliche oder homöopathische Arzneimittel. Antibiotika darf nur sehr begrenzt verabreicht werden. Dazu ist gesetzlich vorgeschrieben, die Schlachtung erst nach längerer Wartezeit durchzuführen. Falls zweimal Antibiotika verwendet wurde, darf das Fleisch nicht als Bio-Fleisch vermarktet werden.

Fleischkonsum reduzieren
Da Geflügelfleisch leicht verderblich ist, kann es Lebensmittelinfektionen auslösen, falls es nicht fachgerecht behandelt wird. Deshalb vom Kühlschrank entnommenes Fleisch vollständig auftauen. Das aufgetaute Wasser wegschütten, da es Keime enthalten könnte. Benutztes Geschirr, Bestecke sowie die Hände sofort gut waschen, sonst können die Keime übertragen werden. Das Fleisch abwaschen und trocknen, bevor es gewürzt und gebraten wird. Immer bei ca. 70 Grad garen, damit es keimfrei sein kann.
Da die konventionellen Hühner meistens Schmerzen haben, krank und sehr nervös sind, ist die Fleischqualität negativ. Das Fleisch ist weiß und ziemlich weich. Beim Kochen schrumpft es etwas. Das Bio-Fleisch ist aromatischer, saftiger und die Fleischqualität positiv. Da die Bio-Hühner doppelt so lange leben, deshalb doppelt so viel essen als die konventionellen Hühner, sind sie ca. doppelt so teuer. Wenn nicht so oft Fleisch gegessen wird, ist das ökologische Fleisch nicht zu teuer. Falls weniger und kein konventionelles Fleisch gegessen würde, käme das den Konsumenten und der Umwelt zugute.

Hildegard Berndorfer