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Natur vor der Haustür

09/2015 Der Igel – ein besonders gefährdeter Gartenbewohner

Sicher haben es die meisten von Ihnen schon einmal erlebt: Man sitzt an einem Sommerabend auf der Terrasse und genießt seinen Garten, als ein Geräusch einen aufhorchen lässt – ein Igel läuft schnuppernd und schmatzend über die Wiese. Wir freuen uns über diesen Besuch, ist doch der Igel (Erinaceus europaeus) ein Insektenfresser, der Käfer, Spinnen, Asseln, Würmer und Schnecken verspeist. Er nimmt dagegen niemals Obst, also Äpfel oder Birnen zu sich, er ist kein Vegetarier!

Sein Lebensraum umfasst Felder, Wiesen, Parks und Gärten, wo er sich dann in Hecken unter Blättern, Laubhaufen und Moos tagsüber einrollt und schläft.
In der Dämmerung und nachts unternimmt er seine Streifzüge und Dank seines sehr guten Orientierungssinnes weiß er genau, wo ein ergiebiger Komposthaufen oder ein gutes Fleckerl im Garten ist und er seinen Appetit stillen kann.
Zwischen Juni und August kommen nach einer 35tägigen Tragzeit 4 – 5 blinde Jungigel zur Welt, die nur etwa 12 – 25 g schwer sind. Sie sind ca. sechs Zentimeter lang und haben um die 100 weiße Stacheln. Die Jungen werden etwa 42 Tage gesäugt, danach verlassen sie – mittlerweile 300 g schwer – die Kinderstube und sind nun selbständig.
Als sehr standorttreuer Einzelgänger kennt er bestens Durchschlupfmöglichkeiten in die Gärten, man sollte deshalb Sorge tragen, dass der Zaunabstand groß genug ist, um ihm ein Durchkommen zu ermöglichen. 
Er kann gut schwimmen und für seine Verhältnisse schnell laufen.
Letzteres nützt ihm allerdings nichts wenn er eine Straße quert und ein Auto sich nähert......
Da unser einheimischer Igel durch sein Einroll-Verhalten zwar im Laufe der Evolution bis heute überlebt hat, dezimiert der heutige Straßenverkehr sein Vorkommen drastisch!
Wenn Sie dem kleinen Gesellen etwas Gutes tun wollen, dann beginnen Sie damit in Ihrem Garten:
Lassen Sie in einer ruhigen Ecke einen Laubhaufen liegen, räumen Sie den Garten nicht akribisch auf und benützen Sie keine Laubbläser oder Laubsauger! Verwenden Sie keine Insektizide und Herbizide zur Beseitigung von unliebsamen Insekten und „Unkraut“!
Ein paar Worte noch zur Igelfütterung: Normalerweise soll man keinen Igel füttern, als Wildtier versorgt er sich selbst, wenn ihm Ihr Garten gefällt. Unter keinen Umständen aber darf man ihm Milch geben, denn davon bekommt er Durchfall, der tödlich sein kann!
Ab November, wenn die Temperatur unter 15° C sinkt und Bodenfrost sich ankündigt, sucht sich der Igel einen Laub- und Reisighaufen, der mit Zutaten aus der umliegenden Natur (Laub, Moos, dürres Gras) ausgepolstert wird. Dann fällt er in den Winterschlaf, der bis zu sechs Monaten dauern kann.
In dieser Zeit sinkt die Körpertemperatur von ca. 35° C auf 6° C, seine Atemzüge vermindern sich von 50 auf vier pro Minute und der Herzschlag verlangsamt sich von 180 auf 20 Schläge pro Minute.
Wenn der Igel also ein für ihn erfolgreiches Jahr – geeigneter Lebensraum, viel Futter und nicht unter die Räder gekommen – hinter sich gebracht hat, so steht ihm im nächsten Frühjahr nichts im Wege, eine neue Familie zu gründen.
Unser Umwelttipp: Um dem Igel seinen Lebensraum zu erhalten, ist es wirklich wichtig Laub- und Reisighaufen in einer ruhigen Gartenecke anzulegen, denn nur unter Laub findet der Igel seine Nahrung und nur durch diese Nahrung ist er in der Lage sich den Winterspeck anzufressen, der sein Überleben sichert. Bitte denken Sie also bei den Gartenarbeiten im Herbst an den Igel.
Wichtig ist auch noch, dass ein Jungigel nicht zu früh zum Überwintern ins Haus geholt wird, sondern erst nach Einsetzen von Frost und Schneefall.
Bei Fragen zu diesem Thema stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung, bzw. das BUND Naturschutz-Umwelttelefon (089 515676-0) oder die Igelstation des Münchner Tierheims (089 921000-0).

Inge Mebus