08/2015 Die Ringelnatter im Hausgarten
Im naturnahen Garten mit entsprechender Rückzugsmöglichkeit und einem kleinen Teich wird sich die Ringelnatter (Natrix natrix) auch im vom Menschen bewohnten Gebiet gerne einfinden. Man kann sie gut beobachten, wenn sie sich an sonnigen Stellen aufwärmt oder im Teich auf Jagd geht.
Sie ist sehr gut an den beiden seitlich nach oben verlaufenden gelblichen Halbmonden zu erkennen, die sich am Hinterkopf direkt am Übergang zum Körper befinden. Die Oberseite der Schlange ist hell- bis dunkelgrau, selten auch fast schwarz gefärbt. Die Unterseite dagegen ist hellbeige und schwarz gemustert. Die Pupillen sind im Gegensatz zu denen der heimischen Kreuzotter nicht länglich, sondern kreisrund. Die Länge der ausgewachsenen Ringelnatter beträgt im Normalfall etwas über einen Meter, doch selten erreichen sie auch die stattliche Größe von bis zu zwei Metern. Sie ist für den Menschen völlig ungefährlich und beißt höchstselten nur bei allergrößter Bedrohung zu, was jedoch kaum zu Verletzungen führt. Normalerweise sind es sehr scheue Tiere, die umgehend bei Annäherung durch Menschen oder Feinde das Weite suchen und sich verkriechen. Schlangen haben kein Außenohr und hören demzufolge auch ganz schlecht. Sie haben jedoch ein Innenohr, das sehr gut Erschütterungen wahrnehmen kann. Die durch Tritte von Menschen oder größeren Tieren hervorgerufene Vibration des Bodens alarmiert bestens zur Flucht. Wird die Ringelnatter jedoch in die Enge getrieben und fühlt sich bedroht, so vermag sie aus ihrer Analdrüse eine ekelhaft stinkende Flüssigkeit auszustoßen, die untermauert mit Zischlauten, Aufrichten oder sogar harmlosem Vorschnellen des Körpers abschrecken soll. Eine weitere Methode der Abschreckung ist das „Totstellen“, das auch von manch anderen Tierarten praktiziert wird.
Als guter Schwimmer ernährt sich die Ringelnatter hauptsächlich von Fröschen, Molchen, Kaulquappen, Kröten und sogar von kleinen Fischen, auch Mäuse stehen auf dem Speiseplan.
Ideale Überwinterungsmöglichkeit finden Ringelnattern in Kompost-, Laub- oder Asthaufen, unter Baumstümpfen oder auch in Höhlen unter großen Steinen. Je nach Witterung werden die Quartiere im März/April verlassen. Nach der Begattung legt das Weibchen im Juli/August ca. 20 Eier an möglichst warmen Orten ab – wie z.B. Komposthaufen oder in vermoderndes Pflanzenmaterial wie in morsches Holz, aufgehäuftes Heu oder Laub usw. Nach ca. zehn Wochen schlüpfen die Jungen und machen sich sofort selbständig.
Ringelnattern haben auch Feinde. Einer der größten ist der Mensch, der ihnen mehr und mehr die geeigneten Lebensräume raubt, wie z.B. durch Trockenlegung von Sumpfgebieten, Versiegelung der Natur mit Straßen und Bauten, Spritzen der Felder mit Insektiziden, übertriebene Pflegemaßnahmen in Gärten usw. Aber auch etliche Feinde in der Natur kommen vor: Dazu zählen hauptsächlich der Igel, Raben und Krähen, Störche, Greifvögel, Wiesel, Iltis und nicht zuletzt Raubfische in heimischen Gewässern.
Was wir Bürger in besiedeltem Wohngebiet generell tun können, um den Fortbestand gefährdeter heimischer Tierarten wie z.B. Ringelnatter, Eidechse, Igel und nicht zuletzt etlicher Vogelarten zu sichern, ist genügend naturnahen Lebensraum im Hausgarten zu gestalten und zu belassen.
Gerhard Mebus