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Natur vor der Haustür

05/2015 Der Mulchmäher – problematisch für Fauna und Flora

Was ist Mulchmahd?
Darunter versteht man eine Beseitigung des Grünaufwuchses ohne Zusammenrechen und Beseitigung des Mähguts. Die hierfür eingesetzten Schlegelmulchgeräte schlagen das Mähgut mit einer von starken Metallschlegeln besetzten, rotierenden Walze ab und häckseln es klein, indem es mehrmals im abgekapselten Schlegelmähwerk mitrotiert. Anschließend wird das zerquetschte und zerkleinerte Gras wieder auf die Fläche zurückgeworfen.

Der Vorteil: Das Mähgut braucht nicht beseitigt zu werden. Durch das Zerschlagen verrottet es schneller als wenn es unzerschlagen liegen bliebe.

Der Nachteil: Alles Leben in der erfassten Vegetationsschicht wird vernichtet. Das betrifft insbesondere die normalerweise in und von einer Wiese lebenden Insekten und Spinnen sowie deren Zwischenstadien, wie Eier, Larven und Puppen. Werden Hochstaudenfluren gemulcht, können weitere Arten, wie Zwerg- und Haselmäuse sowie in der Vegetationsschicht oder am Boden brütende Vogelarten betroffen sein (Feldschwirl, Sumpfrohrsänger, ...).
Das auf der Fläche zurückbleibende Mähgut führt bei seiner Zersetzung zur Anreicherung von Nährstoffen. Diese fördern besonders nährstoffliebende Pflanzen, wozu besonders Gräser gehören. Außerdem durchwachsen als erstes Gräser mit ihren spitzen Austrieben die relativ lange aufliegende Mulchschicht. Lichtkeimer und zweikeimblättrige Pflanzen – wozu alle Blütenpflanzen zählen – werden durch die Mulchschicht unterdrückt und verschwinden allmählich bzw. können sich kaum ansiedeln. Das führt zu einer botanischen und faunistischen Verarmung der Grünfläche.

Dass die gemulchte Fläche nicht gerade eine Augenweide ist, und diese Schlegelmulchgeräte sehr laut sind, ist hier fast Nebensache. Bei alternativen Mähverfahren, mit z.B. Balkenmähern, werden dagegen nur jene Lebewesen vernichtet, die vom Schneidewerkzeug direkt erfasst bzw. beim Mähen und Mähgut aufnehmen, überfahren werden. Das Liegenlassen des Mähgutes für einige Tage ermöglicht vielen Tieren sich in Sicherheit zu bringen.
Leider hat sich diese Form der „Grünflächenpflege“ (das Mulchen) in vielen Bereichen (Kommunen, Straßenbaumeistereien, Landwirtschaft, Forst) fest etabliert.
Artenreiche Wiesen zählen heute bei uns mit zu den seltensten Biotopen. Sie können bis zu 300 Pflanzen- und über 1000 Tierarten beherbergen. Außerdem ernähren sich viele Tierarten, z.B. Vögel, Fledermäuse, Amphibien und Reptilien direkt und indirekt von dem reichhaltigen Angebot an verschiedene Pflanzen und Insekten.
Landwirtschaftlich genutzte Wiesen haben durch Düngung und häufiges Mähen ihren Artenreichtum verloren. Weiter bedeutet die ungebremste Flächenversiegelung, dass sich für viele Pflanzen- und Tierarten der Lebensraum ständig weiter verringert. Als Gegenmaßnahme können und sollten deshalb auf nicht landwirtschaftlich genutzten und öffentlichen Grünflächen artenreiche Wiesen erhalten und geschaffen werden. Mit dem weit verbreiteten Einsatz des Mulchmähers kann jedoch dieses Ziel nicht erreicht werden.

Eike Hagenguth