10/2014 Blühender Efeu – Letzte Großtankstelle für Insekten vor dem Winter
Unser heimischer Efeu (lateinisch Hedera helix) zählt zu den bekanntesten Kletterpflanzen unserer Heimat. Von Natur aus gedeiht er in feuchten kühlen Wäldern, wo er sowohl als Bodendecker wie auch als an Baumstämmen und schattigen Felswänden empor wachsende Kletterpflanze gedeiht. Als immergrüner Selbstklimmer bewächst der Efeu mühelos Hauswände und andere vertikale Elemente. Solange er nur über den Boden kriechend wächst, kommt er nicht zur Blüte. Erst wenn er an Wänden, Mauern und Bäumen emporwächst, bilden sich fast waagerechte verholzte Triebe, wo es an den Triebspitzen zur Blüte und späteren Fruchtbildung kommt.
Die Blüte des Efeus beginnt je nach Standort erst Mitte bis Ende September und dauert mehrere Wochen an. In dieser Zeit bieten die eher unscheinbaren in kugelförmigen Blütenständen erscheinenden Blüten einer Vielzahl von Insekten, besonders Hautflüglern wie Fliegen, Bienen, einer Wildbienenart, Wespen, aber auch Käfern und Schmetterlingen wie dem noch im Herbst fliegenden Kleinen Fuchs, Tagpfauenauge, C-Falter, Distelfalter und Admiral, eine leicht zugängliche Nahrungsquelle. Das liegt daran, dass der nektarspendende Blütenboden, auch Diskus genannt, offen zugänglich ist, sodass auch Insektenarten ohne lange rüsselartige Saugorgane an den Nektar gelangen können (Käfer, Fliegen - Foto: Keilfleckschwebfliege (Scheinbiene) an Efeublüte). Das Gesumme und Gebrumme an einer blühenden Efeuwand ist beeindruckend. Alle Insekten können hier vor der beginnenden Winterruhe noch einmal „volltanken“ oder sich wie die nach Süden fliegenden Wanderfalter wie Admiral und Distelfalter mit „Flugtreibstoff“ versorgen.
Doch nicht nur Insekten profitieren vom Efeu. Die erst im März/April reifenden Beeren dienen Vögeln als Nahrung wenn es sonst fast keine anderen beerentragenden Gehölze mehr gibt.
Das dichte immergrüne Gezweig ist bei Vögeln als Übernachtungs- und Brutplatz sehr beliebt. Nebenbei wird dem „grünen Pelz“ an einer Hauswand wachsend kleinklimaregulierende Wirkung zugeschrieben, da das Blattwerk Wände vor starker Erwärmung, aber auch Auskühlung schützt.
Wie bei vielen Schlingpflanzen bedarf aber auch ein mit Efeu bewachsenes Gebäude oder auch nur eine bewachsene Wand einen gewissen Pflegeaufwand. Unkontrolliertes Wachstum kann zu Bauschäden am Gebäude führen, wenn zum Beispiel Fensterbretter, Dachziegel, Holzverkleidungen oder Ähnliches unterwachsen werden. Auch die an den Trieben entstehenden Haftwurzeln hinterlassen bei Beseitigung dauerhafte Spuren. Unproblematisch ist dagegen das Wachstum, wie auf nebenstehendem Foto, an einem in diesem Falle gekappten Baumstamm.
Deshalb unser Tipp: Vielleicht gibt es auch in Ihrem Garten einen Platz an einer Wand, Mauer oder einem Baum, wo diese bei vielen Tieren beliebte anspruchslose Pflanze gedeihen kann.
Eike Hagenguth