09/2014 Amphibienfalle Kellerschacht
Nicht nur Licht- und Kellerschächte, sondern auch Gruben, Außenkellertreppen und andere bauliche Einrichtungen mit senkrechten glatten Wänden sind häufig Todesfallen für allerlei Getier. Neben Mäusen sind besonders Amphibien davon betroffen. So wird vermutet, dass alljährlich allein in Gullys Hunderttausende von Amphibien für immer verschwinden. Viele werden in die Kanalisation gespült und verenden dort, andere verhungern oder erfrieren. Das könnte neben den vielfachen Gefahren, denen Amphibien im Siedlungsgebiet ausgesetzt sind, auch eine der Ursachen ihres Rückgangs im Ortsbereich sein.
Wie kommt es, dass besonders Amphibien Opfer solcher Fallen werden?
In bebauten Bereichen bewegen sich die meist nachtaktiven Tiere oft längs vertikaler Strukturen, wie Hauswänden, Mauern, Sockeln und Bordsteinkanten. Gerade hier befinden sich aber oft Gullys, Keller- oder Lichtschächte und auch Außenkellertreppen. Im Frühjahr und Herbst begeben sich viele Amphibien nachts und bei feuchtem Wetter auf Wanderschaft, im Herbst oft auch zur Suche nach einem geeigneten Winterquartier. Von Natur aus überwintern die meisten Amphibien in frostfreien feuchten Verstecken wie in Stein- und Laubhaufen, Mauselöchern, Erdspalten und ähnlichen Bereichen. Die Schächten und Gullys entströmende feuchte Kühle vermittelt den Tieren ein geeignetes Überwinterungsquartier. Da Amphibien z.T. weite Strecken zurücklegen können und im Ortsbereich sowie am Ortsrand viele Gartenteiche und einige bedeutsame Laichgewässer existieren, ist fast überall mit wandernden Tieren zu rechnen.
Der Keller- bzw. Lichtschacht als Winterquartier:
Ein mit einer Laubschicht bedeckter Boden eines Keller- oder anderen Schachtes wäre eigentlich ein sehr gut geeignetes Winterquartier für Amphibien, soweit es genügend feucht und weitgehend frostsicher ist. Da mit den Amphibien auch viele Insekten, Regenwürmer und anderes Getier hineinfällt, kann z.B. eine als Jungtier hineingefallene Erdkröte viele Jahre in einem solchen Verließ zu einem stattlichen Tier heranwachsen. Nur kann sie hier an der natürlichen Reproduktion (Ablaichen) nicht teilnehmen.
Unser Tipp: Lassen Sie die Kellerschächte mit insektensicheren Gittern abdecken. Achten Sie darauf, dass auch kleinste Spalten abgedichtet werden, denn es reichen bereits einige Millimeter, um jungen Amphibien das Eindringen zu ermöglichen. Kontrollieren Sie, wo es keine entsprechende Abdichtung gibt, besonders im Herbst und Frühjahr sorgfältig den Boden der Schächte (besonders junge Amphibien sind sehr schwer zu sehen). Im Winter aufgefundene Tiere lassen Sie besser dort, ggf. mit verstärkter Laubschicht oder setzen Sie die Tiere nur bei länger anhaltender frostfreier Witterung aus. Bei Außenkellertreppen könnten schon ein auf jeder Stufe in einer Ecke liegender größerer Stein, z.B. Nagelfluh oder Pflasterstein(e) die Fallenwirkung beseitigen oder zumindest entschärfen.
Nebenstehendes Foto zeigt einen jungen Grasfrosch in einem Absperrschacht für eine Wasserleitung. Sollte der Schacht nicht zu tief sein, kann auch ein Brett mit rauer Oberfläche und einer seitlich angebrachten Leiste, die ein seitliches Abstürzen verhindert (Steigung möglichst nicht über 45°), als Ausstiegshilfe dienen.
Eike Hagenguth