08/2014 Sommerzeit – Wespenzeit
Wespen sind schnell zur Stelle, wenn im Freien Süßes gegessen oder getrunken wird. Wenn man versucht, sie mit hektischen Bewegungen zu verscheuchen, werden sie aufdringlich. Stimmt nun das Bild vom gefährlichen Wespenvolk, mit dem ein gemeinsames Auskommen nicht möglich ist?
Es gibt eine Vielzahl von Wespenarten, die eine wichtige Rolle im Naturhaushalt spielen. Sie bestäuben Obstbäume und Blütenpflanzen, außerdem verfüttern sie große Mengen anderer Insekten wie Stechmücken und Fliegen an ihre Brut. Fast alle Wespenarten sind gesetzlich geschützt. Ausnahmen sind die „Gemeine Wespe“ und die „Deutsche Wespe“. Nur diese beiden Arten sind naschhaft und kreisen um den Kaffeetisch.
Die größte einheimische Wespenart sind die Hornissen. Sie zählen wegen ihrer abnehmenden Bestände und wegen ihres Nutzens in der Natur zu den besonders geschützten Arten. Sie sind Insektenjäger und kümmern sich überhaupt nicht um Süßes. Wegen ihrer beeindruckenden Größe wirken sie gefährlich, sie sind es aber nicht. Sie besitzen zwar auch einen Giftstachel, den sie zum Erlegen ihrer Beute oder zur Verteidigung einsetzen. Stiche von Hornissen, anderen Wespenarten, Hummeln und Bienen sind schmerzhaft, bei Menschen ohne Allergien in der Regel aber ungefährlich. Kalte Umschläge lindern den Schmerz.
Die Gefahr von Wespen gestochen zu werden, besteht im Umkreis von drei bis vier Metern um das Nest, wenn die Tiere durch Erschütterung oder Versperren der Flugbahn gestört werden. Wie entwickelt sich überhaupt ein Wespennest? Im späten Frühjahr erwachen die Königinnen aus der Winterstarre und jede für sich baut ein Nest für ihr Volk, das sie dann gründen wird. Je nach Witterung und Nahrungsangebot entwickeln sich die Wespenvölker – ihre maximale Größe erreichen sie im August. Wenn die Nächte ab September kühler werden, sterben sie rasch ab. Nur die Jungköniginnen überdauern den Winter und der Kreislauf beginnt von vorne.
Wespenarten zu unterscheiden gelingt am einfachsten über ihre Nester. Alle Wespenarten, die in frei aufgehängten Nestern an Hecken, Büschen, in Gartenlauben oder auf dem Balkon leben, sind nicht störend und dürfen nicht beseitigt werden.
Die „Gemeine Wespe“ legt ihre Nester in der Regel in Erdhöhlen unterirdisch an wie z.B. in alten Mäusenestern oder Komposthaufen. Die „Deutsche Wespe“ baut sie in dunklen Hohlräumen, Mauerspalten, Rollladenritzen etc. Die beiden Arten sind auch länger im Jahr aktiv, erst im Oktober stirbt das Volk ab. Aber: Auch besonders geschützte Arten, unter ihnen die Hornisse, zählen zu den Dunkelnest-Bewohnern.
Wie soll man sich im Nestbereich verhalten? Auf jeden Fall soll man plötzliche Erschütterungen des Nestes vermeiden, ebenso das Verstellen der Einflugschneise; nicht barfuß über die Wiese laufen, denn im Herbst liegen Wespen oft erschöpft im Gras, stechen aber wenn man auf sie tritt. Getränke im Freien immer verschlossen oder abgedeckt halten. Hornissen z.B. sind dämmerungsaktiv und fliegen abends in hell erleuchtete Räume, deshalb die Fenster schließen, bevor das Licht eingeschaltet wird.
Sollte es zu problematischen Situationen kommen und soll ein Nest einer geschützten Art umgesetzt werden, muss eine Ausnahmegenehmigung der Unteren Naturschutzbehörde, Landratsamt München eingeholt werden. Ansprechpartner: Herr Michael Wagner, Sachgebiet 6.3 – Naturschutz, Forstrecht und Landwirtschaftsrecht, Telefon: 089 6221-2367, eMail: WagnerM@lra-m.bayern.de
Erna Pletschacher
Bildnachweis: Michael Wagner, LRA