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Natur vor der Haustür

03/2013 Vorfrühling unter Baum und Strauch

In diesem Jahr ist das Leberblümchen (Hepatica nobilis) Blume des Jahres (siehe Foto). Sicher ist sie vielen bekannt, denn vor allem in alten Laubwäldern wie beispielsweise des Isartales aber auch noch an einigen Stellen des Gleißentales schmücken die leuchtend blauen, zuweilen auch violett oder rosa Blüten als erste Frühlingsboten den noch kahlen Waldboden. Umso erstaunlicher ist es, dass diese Schatten liebende auch im Winter grüne Pflanze kaum in Gärten oder öffentlichen Gehölzflächen anzutreffen ist. Überall dort unter Bäumen und Sträuchern könnte diese in gewisser Weise anspruchslose Pflanze ab Ende Märzfür Farbesorgen.

Allerdings benötigt das Leberblümchen und auch die unten beschriebenen Arten einige Voraussetzungen zum Gedeihen: Einen kalkhaltigen lehmigen und staunässefreien Untergrund (in der Regel bei uns vorhanden), einen durch jahrelanges Liegenlassen des Falllaubes humushaltigen Boden und keine extreme Beschattung.
Dort wo diese Verhältnisse anzutreffen sind, vermehrt sich das Leberblümchen. Die Verbreitung durch Samen erfolgt z.T. über Ameisen aber auch durch Selbstaussaat.

Das Leberblümchen ist nach der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) in Deutschland „besonders geschützt“. Es darf weder gepflückt noch ausgegraben werden.

Dort wo die Voraussetzungen für das Wachstum der Leberblümchen gegeben sind, gedeihen jedoch auch noch weitere heimische Frühjahrsblüher, die im April einen kahlen Laubboden in kürzester Zeit in einen bis in den Mai anhaltenden bunten Blütenteppich verwandeln können. Zu nennen sind hier das weiß blühende Buschwindröschen (Anemone nemorosa), das auch in unseren Wäldern an geeigneten Stellen zu finden ist und ab Anfang April blüht, das seltenere Gelbe Buschwindröschen (Anemone ranunculoides), das wenige Tage nach dem weißen Buschwindröschen blüht, der Hohle Lerchensporn (Corydalis cava), der auch ab Anfang April stets in einer Farbmischung von weiß, violett und purpurn blüht. Diese drei Arten sind ausbreitungsfreudiger als das Leberblümchen, was besonders für den Lerchensporn gilt. Sie alle ziehen ab Mitte Mai ein, d.h. das Laub vergilbt und stirbt ab. Der Fortbestand der Arten wird durch unterirdische Speicherorgane gesichert. Zwei weitere ebenfalls früh blühende Arten für die Standortbedingungen vorgenannter Arten, allerdings mit etwas höheren Lichtansprüchen sind das Lungenkraut (Pulmonaria officinalis) und der Waldmeister (Galium odoratum).

Alle diese Frühjahrsblüher haben eine hohe ökologische Bedeutung, denn sie sind eine wichtige frühe Nahrungsquelle für Bienen, Wildbienen, Hummeln, Schwebefliegen und Schmetterlinge.

Unser Tipp: Versuchen Sie es also mal, Farbe unter ihre Gehölze zu bringen! Sie haben sechs Wochen mehr vom Frühling, sparen sich die Laubbeseitigung und unterstützen die Tierwelt.

Anfang März bis Anfang April ist eine gute Zeit, diese anspruchlosen Frühjahrsblüher zu pflanzen. Sie werden von einigen Staudengärtnereien und Gartencentern angeboten. Dazu gibt es nachfolgend weitere Fotos von einigen der anderen genannten Pflanzen.

Eike Hagenguth