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Natur vor der Haustür

12/2012 Spielzeugkauf: leider kein Kinderspiel!

Die Kinder haben bereits ihre Wunschzettel geschrieben und ans Christkind abgeschickt. Jetzt ist es an den Eltern, Großeltern, Tanten und Onkeln als Gehilfen des Christkinds pädagogisch wertvolles, robustes und schadstofffreies Spielzeug auszusuchen. Einen Spielzeug–TÜV gibt es leider nicht und die neue „europäische Spielzeugrichtlinie“ schützt lt. Bundesinstitut für Risikobewertung (www.bfr.bund.de) die Kinder nicht ausreichend, weil z.B. die Anforderungen an CMR-Stoffe (carcinogen, mutagen, reproduktionstoxisch) nicht ausreichen. 

Die Stiftung Warentest und Ökotest haben Schwermetalle, Weichmacher, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe und weitere Schadstoffe im Spielzeug nachgewiesen. Weiter wurden scharfe Kanten, verschluckbare Kleinteile und zu lange Bänder beanstandet, die vor allem für Kleinkinder gefährlich sein können.

Keine leichte Aufgabe beim Spielzeugkauf die Spreu vom Weizen zu trennen.

Hilfestellung geben folgende Prüfsiegel: 

GS-Zeichen steht für „geprüfte Sicherheit“. Der Hersteller hat freiwillig ein unabhängiges Prüfinstitut (z.B. TÜV, LGA, DEKRA) mit der Prüfung beauftragt. Das GS-Zeichen gemeinsam mit dem Logo des Prüfinstituts zeigt an, dass das Produkt grundlegenden Sicherheits- und Gesundheitsanforderungen erfüllt.

Nicht für Kinder unter 3 Jahren geeignet. Für diese Altersklasse gelten strengere Bestimmungen. Die Spielzeuge dürfen keine verschluckbaren Teile enthalten, müssen spezielle Bruchsicherheit aufweisen, die Farben müssen speichelecht sein und Bänder und Schnüre dürfen nicht länger als 22 Zentimeter lang sein, weil sich Kleinkinder sonst strangulieren könnten. Entsprechendes Spielzeug von älteren Geschwistern sollte nie in die Hände der Kleinkinder gelangen.

Spiel gut Label wird von ehrenamtlichen von der Spielzeugindustrie unabhängigen Fachleuten verliehen. Es wird auf Funktion, Spielwert und gesundheitliche bzw. ökologische Aspekte geprüft und in Kitas und Familien getestet. Unter www.spielgut.de sind die ausgezeichneten Spielzeuge gelistet. PVC-Spielzeug erhält das Siegel grundsätzlich nicht.

CE-Zeichen ist Pflicht auf Spielzeug, das in der EU verkauft wird. Der Hersteller oder Importeur garantiert damit die Einhaltung der Europa-Norm EN 71. Es besteht keine Verpflichtung die Einhaltung der Kriterien überprüfen zu lassen. Es ist weder ein Qualitäts- noch ein Sicherheitssiegel.

Von dem riesigen Spielwarenangebot sind leider nur einige Spielwaren mit dem „Spiel-gut-Label“ und dem GS-Zeichen versehen. Dann ist beim Kauf der gesunde Menschenverstand gefragt.

Hier einige Tipps: 

  • Im RAPEX Schnellwarnsystem veröffentlicht die EU wöchentlich die von den Ländern gemeldeten gefährlichen Konsumgüter, u.a. auch Spielzeuge unter http://ec.europa.eu/consumers/dyna/rapex/rapex_archives_en.cfm. Mit der Suchfunktion „Toys“ erhalten Sie die Liste der gefährlichen Spielzeuge.
  • Das Cleankids Onlinemagazin www.cleankids.de veröffentlicht aktuelle Rückrufe und Verbraucherwarnungen. 
  • Lesen Sie die Spielzeugtests von Stiftung Warentest und Ökotest.
  • Achten Sie auf die Altersangabe.
  • Nehmen Sie das Spielzeug im Laden in die Hand. Schütteln, reiben, ziehen und riechen Sie am Spielzeug. Lösen sich Nähte oder die Farbe, fallen Teile ab oder riecht das Spielzeug unangenehm? Kann sich das Kind an scharfen Kanten oder Ecken verletzen? Dann kaufen Sie das Spielzeug besser nicht!
  • Produkte aus Weichkunststoff meiden, weil sie gesundheitsschädlichen Weichmacher (z.B. Phthalat) enthalten. Besser Kunststoffspielzeug aus hartem Kunststoff z.B. aus Polypropylen (PP) oder Polyethylen (PE) auswählen.
  • Kein Spielzeug aus PVC erwerben, es wird mit dem Recyclingdreieck und der Ziffer 03 gekennzeichnet. Auf Importprodukten wird es oft als Vinyl bezeichnet.
  • Unlackiertes Holzspielzeug aus Vollholz bevorzugen, da Lacke häufig Schadstoffe enthalten. Lackierte Spielwaren sollten speichel- und schweißfest nach „DIN 53160“ sein. Aus Sperrholz und Spanplatten können formaldehydhaltige Bindemittel entweichen.
  • Vermeiden Sie batteriebetriebene Spielwaren. Batterien sind nicht immer kindersicher eingebaut und enthalten problematische Stoffe.
  • Kinder unter drei Jahren sollten kein Spielzeug erhalten, das kleiner als ein Tischtennisball ist.
  • Spielzeug mit verschluckbaren Kleinteilen meiden.
  • Plüschtiere, Stoffpuppen und Puppenkleider nach dem Kauf waschen. Dadurch können Schadstoffe verringert werden.
  • Secondhand Spielzeug auf Spielwarenbörsen kaufen. Mögliche Schadstoffe sind wahrscheinlich bereits verflogen.

Spielzeug ist das „Handwerkszeug“ unserer Kinder. Ein Kind das spielt, lernt. Es lohnt sich über gutes Spielzeug nachzudenken und sich beim Spielzeugkauf Zeit zu nehmen.
Denn Spielzeugkauf ist kein Kinderspiel.

Monika Straub