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Natur vor der Haustür

02/2012 Versteckt im Einkaufskorb: Virtuelles Wasser

Sie haben eingekauft: 1 Liter Milch, 10 Eier, 1/2 kg Kaffee. Eigentlich recht überschaubar und locker im Einkaufskorb nach Hause zu tragen. Alles zusammen wiegt ja nur ca. 2 kg – Oder?! Sie schleppen keine 13.500 kg bzw. keine 13.500 Liter Wasser?! – Das ist nämlich der virtuelle Wassergehalt Ihres Einkaufs.

Der Begriff „virtuelles Wasser“ geht auf den brit. Wissenschaftler J.A. Allan zurück und beschreibt die Wassermenge, die zur Erzeugung eines Nahrungsmittels oder industriellen Produkts inklusive seiner Vorprodukte verbraucht wird.

So beträgt die virtuelle Wassermenge für 1 Liter Milch 1.000 Liter Wasser und errechnet sich aus dem Wasserbedarf für die Futterpflanzen, für die Kuh selbst, für den landwirtschaftlichen Betrieb und für die Weiterverarbeitung der Milch. Die Gesamtmenge wird geteilt durch die durchschnittliche Milchleistung einer Kuh.
1 kg Rindfleisch ohne Knochen steht für rund 15.500 Liter virtuelles Wasser (wovon allein 15.300 Liter für das Futter aufgewendet wurden), 1 kg Schweinefleisch für 4.800 Liter, 1 kg Hühnerfleisch für 3.900 Liter, ein 60 g - Ei für 200 Liter.
1 kg Röstkaffee bedeutet 21.000 Liter virtuelles Wasser, d.h. bei 7 g pro Tasse Kaffee konsumieren wir 140 Liter virtuelles Wasser. Der Teetrinker kommt mit 30 Liter pro Tasse günstiger weg.
Ein Hamburger verbraucht 2.400 Liter, ein reichhaltiges Hotelfrühstück dagegen „nur“ knapp 1.300 Liter virtuelles Wasser.
Erstaunliche Zahlen für den Einsatz virtuellen Wassers ergeben sich nicht nur für Lebensmittel. Viel größere Mengen verschlingt die Herstellung unserer Konsumgüter: So fallen z.B. 2.000 Liter für 1 kg Papier an; das bedeutet, hinter einem DIN A4-Blatt mit 80 g/m² verbergen sich 10 Liter virtuelles Wasser, beim Aufbereiten von Altpapier zu Recyclingpapier werden 20 Liter pro kg verbraucht.
Ein Auto schlägt mit bis zu 400.000 Litern zu Buche, ein PC mit 20.000, ein Handy mit 1.300 Litern.
Für 1 kg Baumwollstoff werden 11.000 Liter virtuelles Wasser verbraucht.
Dabei sind 85 % für die Herstellung der Baumwolle erforderlich und davon weit mehr als die Hälfte für die Bewässerung der Felder. Nur 15 % sind für alle weiteren Verarbeitungsschritte notwendig. Wie hoch ist da der Anteil an virtuellem Wasser in einem T-Shirt oder einer Jeans!
(Quelle: Vereinigung Deutscher Gewässerschutz e.V.)

Was ist da schon der durchschnittliche Wasserverbrauch eines jeden Deutschen (Trinken, Kochen, Duschen, Toilettenspülung,…), der laut Statistischem Bundesamt 126 Liter pro Tag beträgt.
Dieses sichtbare Leitungswasser ist nur ein geringer Teil unseres täglichen Wasserbedarfs. Den Löwenanteil - nämlich 4.000 Liter pro Kopf und Tag – macht das unsichtbare, indirekt verbrauchte, das virtuelle Wasser aus.

Da bekommt Wasser sparen eine ganz neue Dimension!
Mehr als 70 % des Wassers wird weltweit für die Herstellung von Nahrungsmitteln verbraucht.
Dabei benötigen tierische Produkte (s.o.) deutlich mehr Wasser als pflanzliche (Kartoffeln 255 Liter/kg, Weizen 1300 Liter/kg, Karotten 131 Liter/kg,…).
Aber Wasser ist nicht gleich Wasser. Bei Obst und Gemüse ergeben sich durch ihre Herkunft große Unterschiede. Der Wasserbedarf (weltweiter Mittelwert) beim Anbau von Teepflanzen im regenreichen Assam (240 Liter/kg) ist anders zu bewerten, als der Einsatz von Wasser für Tomaten (184 Liter/kg) im trockenen Spanien durch ihre – die Umwelt negativ beeinflussende – künstliche Bewässerung.
Wer sinnvoll und nachhaltig Wasser sparen möchte hinterfragt Produktionsmethoden. Kommen wasserintensive Produkte vorzugsweise aus Gegenden, wo Wasser in Form von Niederschlägen in ausreichendem Maße zur Verfügung steht und werden schädliche Wassernutzungen vermieden?

Um kostbares Wasser zu sparen, können wir besser planen und weniger wegwerfen.
Der Kauf von saisonalem und regionalem Obst und Gemüse ist wasserschonend.
Bei Textilien kann man auf gute Qualität achten und sie länger nutzen.
Muss es schon wieder ein neues Handy sein?

Und, wieviel virtuelles Wasser tragen Sie bei Ihrem nächsten Einkauf nach Hause?

Interesse an mehr Informationen? Dann klicken Sie auf www.virtuelles-wasser.de und/oder bestellen die Infobroschüre „Virtuelles Wasser – versteckt im Einkaufskorb“ und den Ratgeber „Virtuelles Wasser – Weniger Wasser im Einkaufskorb“.  


Karin Simon