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Natur vor der Haustür

05/2010 Reine Blumen - Illusion und Wirklichkeit

Ein schöner Blumenstrauß zu jeder Jahreszeit ist immer ein willkommenes Geschenk. Wer denkt da schon daran, wie und wo die Blumen gezüchtet wurden.

Die vielen Millionen Schnittblumen, die jährlich in Deutschland verschenkt werden, stammen vorwiegend aus Ostafrika und Südamerika. Auf vielen Blumenfarmen dieser Länder herrscht oft nur unzureichender Arbeits- und Gesundheitsschutz. So werden die Blumen unter Einsatz hochgiftiger Pestizide gezüchtet und die Arbeiterinnen und Arbeiter sind dem Giftcocktail meistens ungeschützt ausgesetzt. Die Folge ist z.B. Übelkeit, Atemprobleme, Sehstörungen, Hauterkrankungen. Natürlich leidet auch die Umwelt unter dem starken Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln. Fließt pestizidhaltiges Wasser in die Umgebung, werden Böden, Seen und Trinkwasser verseucht. Rückstände im Blumenstrauß selbst sind nicht ungefährlich für die Blumenempfänger. Vor allem Kleinkinder sollen auf keinen Fall mit diesen Blumen in Berührung kommen.

Aber es gibt Abhilfe, die noch zu wenig bekannt ist.

Seit einigen Jahren kümmern sich Menschenrechtsorganisationen darum, dass auf den Plantagen sozial- und umweltverträgliche Bedingungen eingeführt werden. Farmen, die sich verpflichtet haben, diese Standards einzuhalten, werden mit einem Qualitätssiegel für faire Arbeits- und Umweltschutzbedingungen ausgezeichnet, z.B. der Initiative „Flower Label Program“ (siehe 1. Logo), oder „Fair Flowers Fair Plants“ (siehe 2. Logo). Allerdings gibt es dabei noch keine Garantie für pestizidfreie Blumen. Aber die bisher eingesetzten Chemikalien werden minimiert, auf ein Übermaß am Wassereinsatz verzichtet und Zug um Zug auf natürlichen Pflanzenschutz umgestellt. Für die Arbeiterinnen und Arbeiter gibt es keine ausbeuterischen Arbeitsbedingungen mehr. Existenz sichernde Löhne werden gezahlt, Gewerkschaftsfreiheit zugesagt, Gesundheitsschutz und Sozialleistungen gewährt. Unabhängige Kontrolleure überprüfen, ob diese Standards eingehalten werden. Auch die Importeure fair gehandelter Blumen leisten einen Beitrag dazu, indem sie 10 % des Importpreises als „Fairtrade Prämie“ zur Unterstützung sozialer Einrichtungen zum Wohle der Plantagen-Beschäftigen abgeben.

Machen Sie zum Muttertag den Anfang. Schenken Sie bewusst nur umweltschonende und fair gehandelte Blumen, denn mit unserem Kaufverhalten können wir die Produzenten und Händler zum Umdenken bewegen.

Erhältlich sind „faire“ Blumen teilweise in einigen Supermärkten, Garten-Zentren und bei einigen regionalen Floristen. Echte Bio-Blumen gibt es nicht einmal 1% im Handel. Im Sommer werden bei einigen Gärtnern in unserer Region ein Teil der Schnittblumen weitgehend biologisch (ohne Insektizide) gezüchtet. Fragen Sie danach.

Hildegard Berndorfer