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Natur vor der Haustür

01/2010 Ein Garten für die wilden Bienen

Unter dem Titel Wildbienen: interessante Nachbarn, unentbehrliche Helfer wurde in den Kyberg-Nachrichten Heft 04/2008 die Lebensweise dieser interessanten Tiergruppe bereits kurz dargestellt. Wer nun selbst etwas für die Wildbienen tun möchte, sollte für ein möglichst reichhaltiges Blütenangebot heimischer Pflanzen sorgen und auf den Einsatz von Insektenvernichtungsmitteln verzichten. Das wird die Artenvielfalt in ihren angebotenen Nisthilfen erheblich steigern.
Die einfachste Möglichkeit ist, man kauft sich solche Insektennisthilfen im Fachhandel. Die andere Möglichkeit besteht darin, selbst tätig zu werden. Besonders für Kinder ist dies eine schöne Beschäftigung für trübe Wintertage. Im März aufgestellt sind vielleicht schon die ersten Wildbienenarten beim Bezug des neuen Nistquartiers zu beobachten. Man kann Bambusstäbe mit einem Durchmesser zwischen 5 und 15 mm kaufen, diese hinter dem Knoten absägen, und die ca.10 bis 15 cm langen Stäbe mit dem Knoten voran in Hohlblocksteine stecken. Man kann sie auch als Bündel in Rohre aller Art, aus Kunststoff, Alu, Ton o.ä. stecken (solche Rohre sind in der Regel im Wertstoffhof als Abfall zu finden).
Ebenso kann man mit markhaltigen Stängeln von Doldenblütlern, einjährigen Trieben (sog. Wassertrieben) von Holunder, Forsythien, Rosen, sowie Brombeer- und Himbeertrieben verfahren. Das Mark dieser Stängel wird von einigen Arten ausgenagt und der entstandene Hohlraum mit Brutzellen belegt.
Für eine weitere gut selbst herzustellende Nisthilfe benötigt man ein möglichst abgelagertes Stück Hartholz (beispielsweise in Ziegelgröße) und bohrt hier Löcher von 3-8 mm Durchmesser und 5-10 cm Tiefe – erreichbar ist dies mit einem überlangen Spiral- oder Schlangenbohrer. Dabei sollte man berücksichtigen, dass die meisten Wildbienenarten Gänge von 3-6 mm Durchmesser, in einem Abstand von 1-2,5 cm bevorzugen. Je kleiner der Durchmesser des Bohrers ist, desto enger können die Löcher beieinander liegen. Nach dem Bohren sollte man die Oberfläche abschleifen, damit Ausfransungen am Bohrloch beseitigt werden. Solche, durch Holzfasern verengte Nistgänge, werden von den Wildbienen oft gemieden. Da alle Bienen es möglichst warm lieben, sollten die Nisthilfen an einem gut besonnten und trockenen Platz aufgehängt werden. Mit einer Abdeckung aus Blech, Kunststoff oder anderen Material können die Nisthilfen auch dort aufgehängt werden, wo sie gelegentlichen Niederschlägen ausgesetzt sind.
Auch für sogenannte Steilwandbrüter, welche ihre Brutröhren normalerweise waagerecht in lehmhaltige Steilwände anlegen, kann man etwas tun. Hierzu füllt man eine größere Kiste mit einem feuchten knetbaren Lehm (oder Lehmsandgemisch), in welches man dann Bambusstäbe zwischen 6 und 10 mm Durchmesser steckt und diese – nachdem das Lehmgemisch weitgehend fest geworden ist – wieder herauszieht.

Mit den zuvor genannten Bauanleitungen für Nisthilfen sind die Möglichkeiten noch nicht erschöpft. Das nebenstehende Foto zeigt ein auf der Bund Naturschutz Oberhaching – Biotopfläche „Schlager Berg“ – aufgestelltes Wildbienenquartier mit unterschiedlichen Nistvarianten.
Weitere Hinweise finden sie im Internet unter Wildbienen sowie auf unserer Homepage.
Hartholzklötze können sie – solange der Vorrat reicht – auch beim Verfasser unter Tel. 089 6132564 erhalten (eine Spende für den Bund Naturschutz ist natürlich willkommen).

Eike Hagenguth


Zusatzinformationen zu Nisthilfen und Wildbienen

Neben den Wildbienen nutzen insbesondere verschiedene Solitär-Wespenarten die gleichen Brutröhren. Ein Teil dieser Arten parasitiert in unterschiedlicher Weise die Wildbienenbrut. Sie legen ihre Eier in die Brutzellen der Wildbienen oder in die bereits entwickelten Bienenlarven. Die Brut ernährt sich dann von den Bienenlarven. Andere Arten versorgen ihre Brut von verschiedenen erbeuteten Insekten bzw. deren Larven.

Detail einer Nistvariation mit hohlen Stängeln (Strohmatten, Bambusstängel), die gerne z.B. von Scheren-, Löcher- und Maskenbienen angenommen werden. Die dazwischen befindlichen Hohlräume dienen auch Mörtel- Woll- und Mauerbienen als Brutplatz.

Strangfalzziegel (Dachziegel mit relativ großen Einfluglöchern) werden gerne z.B. von Blattschneider- und Mauerbienen angenommen.

Markhaltige Stängel, Stängeln von Doldenblütlern, einjährigen Trieben (sog. Wassertrieben) von Holunder, Forsythien, Rosen, sowie Brombeer- und Himbeertrieben werden gerne z.B. von Keulhornbienen angenommen. Das Mark wird von den Insekten selbst ausgenagt. Die dazwischen befindlichen Hohlräume dienen auch Mörtel-, Woll- und Mauerbienen als Brutplatz.

Eichenholzklotz mit Löchern von 3-8mm; relativ neu aufgehängt. Deshalb sind nur wenige Löcher bereits belegt. Die belegten Löcher wurden je nach Art mit unterschiedlichem Material (Lehm, Lehm-Erdgemisch mit Steinchen, Harz, Wolle) von Bienen verschlossen. Sie werden gerne z.B. von Scheren-, Mauer-, Masken- und Löcherbienen angenommen.

Lehmblock (Lehm vermischt mit Stroh), wird gerne z.B. von Seiden-, Pelz- und Fleckenbienen angenommen. Das Drahtgitter dient zum Vogelschutz.

Lehmblock-Detailansicht; vermutlich von Seidenbienen verschlossene Brutröhre.

Abwasserrohr gefüllt mit Bambusstängeln. Damit die Öffnungen der Bambusstängel trocken bleiben sollte das Rohr einen Überstand haben. Die Aufhängung ist im Freien möglich. Sie werden gerne z.B. von Scheren-, Mauer-, Masken- und Löcherbienen angenommen.

Abwasserrohr-Rückseite verschlossen (z.B. mit Moltofill), damit insbesondere die Stängel nicht herausfallen und von hinten auch keine Nässe anziehen können.


Die Blutbiene ist Parasit bei Seiden- und Schwebebiene. Sie Untersucht gerade eine Niströhre.

Die Fleckenbiene ist ein Steil- oder Lehmwandbewohner.

Die Scherenbiene ist ein typischer Holzklotzbewohner für meist mittelgroße Bohrlöcher. Sie verschließt gerade den Nisteingang mit speichelvermischter Erde, in welche kleine Steinchen eingearbeitet werden.

Die Blattschneiderbiene bevorzugt größere Bohrlöcher von 8-10mm. Sie trägt kleine Blattstücke von ausgewählten Pflanzen (z.B. Waldweidenröschen) in die Niströhren, um damit die Brutzellen herzustellen.


Die parasitisch lebende Goldwespe verschließt gerade eine Mauerbienen-Niströhre.

Die Lehmwespe nutzt die gleichen Brutzellen wie die Wildbienen, sie trägt aber lebende Beutetiere ein, von denen die Nachkommen leben.

Die Gichtwespe durchbohrt mit einer langen Legeröhre den Deckel der Brutröhre und legt ihre Eier in die bereits vorgefundenen Bienenlarven. Diese werden dann von den Larven der Gichtwespe aufgezehrt, verpuppen sich und schlüpfen als fertige Wespe aus.