03/2009 Fischgenuss ohne Verdruss
Jährlich werden weltweit rund 90 Millionen Tonnen Fisch aus den Weltmeeren geholt. Viele Fischarten sind wegen Überfischung in ihrem Bestand bedroht. Die Hochseefischerei stößt mit ihren Fangflotten in immer weiter entfernte Gewässer vor und dringt mit ihren Netzen in immer tiefere Zonen. In ihren Netzen verfangen sich große Mengen unbrauchbarer Meerestiere, die schwer verletzt oder tot als sog. Beifang wieder ins Meer gekippt werden. Schätzungen zufolge verenden jährlich 300.000 Wale und Delphine, 250.000 Meeresschildkröten, 300.000 Seevögel und viele andere mehr. Die dramatischste Dezimierung verursachen Grundschleppnetze, die den Meeresboden großflächig durchpflügen, enorme Mengen Beifang aufnehmen und den Lebensbereich vieler Meeresbewohner vernichten. Dort kann sich das Ökosystem kaum noch erholen.
Aquakulturen als Ausweg sind meist keine gute Alternative, denn als Zuchtgebiete werden große freie Flächen benötigt und küstennahe Lebensräume zerstört, wie das Abholzen von bereits 70% der Mangrovenwälder im Mekong-Delta beweist. Die Zuchtfische werden mit großen Mengen Wildfisch gefüttert. Z.B. werden pro kg Lachs 4 kg Wildfisch benötigt, pro kg Thunfisch sogar bis zu 22 kg. Durch Futterreste, Ausscheidungen, Antibiotika und Chemikalien werden die Gewässer stark verunreinigt.
Umweltorganisationen, wie WWF und GREENPEACE, setzen sich schon seit Jahren für einen nachhaltigen Fischfang ein. Internationale Verbote des unselektiven Fischfangs gibt es noch nicht. So gründete WWF und der Fischereikonzern Unilevel gemeinsam den Marine Stewardship Council (MSC). Diese mittlerweile unabhängige Organisation entwickelte zusammen mit Wissenschaftlern, Fischereiexperten und Umweltschutzorganisationen einen Umweltstandard für die Beurteilung und Auszeichnung von Fischereien. Ein mit dem MSC-Siegel ausgezeichneter Fischereibetrieb verpflichtet sich, gemäß den MSC-Standards einen schonenden, Bestand erhaltenden Fischfang zu betreiben, was regelmäßig durch eine unabhängige Kontrollstelle überprüft wird.
Das MSC-Siegel (siehe Abbildung) auf einer Fischpackung bürgt für umweltschonenden Fischfang. Für Zuchttiere aus Aquakulturen gibt es noch kein einheitliches internationales Öko-Gütesiegel. Bio-Zuchttiere aus Aquakulturen erfüllen jedoch die Kriterien nachhaltiger Bewirtschaftung.
Ferner hat z.B. WWF einen Einkaufsratgeber für Fische und Meeresfrüchte herausgegeben. Darin werden die Fische und deren Fanggebiete mit „Gute Wahl“, „Zweite Wahl“ und „Lieber nicht“ beurteilt. Zu beziehen von WWF Deutschland, Rebstöcker Str. 55, 60326 Frankfurt/Main oder zum Herunterladen von www.wwf.de/fisch.
Helfen Sie mit, die Meere und unsere Ressourcen zu schützen. Kaufen Sie Fischprodukte umweltbewusst. So tragen Sie bei zu einer intakten Natur.
Hildegard Berndorfer