01/2009 Was fressen Vögel im Winter?
Bevor die Natur mit Minusgraden und Schnee zum ungemütlichen Lebensraum wird, weichen einige unserer heimischen Vögel in wärmere Gefilde aus. Hauptsächlich verlassen uns die Insektenfresser, aber nicht alle. Wie überleben aber die dagebliebenen Vögel - trotz dieser erschwerten Bedingungen - den Winter?
Während einige Säugetiere (z.B. Igel) sich im Winter monatelang verkriechen, ihren Stoffwechsel herunterfahren und im Schlaf von ihren Fettreserven leben, bleiben die Vögel auch im Winter mobil. Um überleben zu können, reduzieren sie bei fallenden Temperaturen den Energiebedarf u.a. durch Aufplustern des Gefieders (Funktion Daunenjacke) und durch möglichst wenig Bewegung.
Einige der „zu Hause“ gebliebenen Insektenfresser (z.B. Meisen) müssten im Winter eigentlich Nahrungsprobleme bekommen. Doch diese sind in der Lage, ihren Speiseplan ganz einfach zu ändern, indem sie sich auf Körnernahrung umstellen. Einige Vögel sind aber auch durch ihre Schnabelform in der Lage, selbst im Winter versteckte Larven oder Insekteneier unter Baumrinden aufzustöbern (z.B. Kleiber und Baumläufer).
Wie können wir am Besten unseren gefiederten Freunden über den Winter helfen? Grundsätzlich sind unsere Vögel bedroht durch naturferne Landschaften, die entstehen durch die intensive Landwirtschaft und sauber aufgeräumte Gärten mit Einheitsrasen und exotischen Gehölzen. Jeder Gartenbesitzer kann Vögeln das ganze Jahr über ein kleines Paradies schaffen. Dies ist zu erreichen, indem man etwas „Unordnung“ im Garten zulässt, heimische Gehölze und Stauden anpflanzt (z.B. Vogelbeere, Pfaffenhütchen, Gemeiner Wacholder, Weißdorn, Traubenkirsche, Felsenbirne, Schlehe, Kornelkirsche) und auch einen Laub- und Reisighaufen anlegt. Im Herbst sollten Stauden auch nicht zurück geschnitten werden. Besser ist es, diese bis zum Frühling stehen zu lassen, denn in den hohlen Stängeln und Blütenresten überwintern nämlich zahlreiche Insekten und Spinnen. Insektenfresser (z.B. Rotkehlchen) finden dort ihr Winterfutter, den Körnerfressern dienen die Samenstände als Nahrung (z.B. Stieglitz). Wer zudem im Herbst das abgeworfene Laub unter den Bäumen und Sträuchern liegen lässt und nicht gleich zum Laubsauger oder -bläser greift, gibt Insekten und anderen Kleinlebewesen die Möglichkeit, sich über die kalten Monate dort zu verbergen. Ein naturnaher Garten ist also die allerbeste Winterhilfe für die Vögel!
Sollte man zusätzlich füttern? Dazu vertreten die Naturschützer unterschiedliche Meinungen. Wir empfehlen die mäßige Fütterung (unter Beachtung der Fütterungs- und Hygieneempfehlungen). Klar sollte sein, dass wir damit nicht den starken Rückgang der Artenvielfalt aufhalten können. Die bedrohten Arten kommen kaum zum Futterhäuschen. Wenn man füttert, dann kann man nicht nur Körner auslegen, sondern auch ein angefaulter Apfel (besonders ein Bioapfel) ist eine willkommene Abwechselung (z.B. für Amsel und Wacholderdrossel). Unser Hauptargument für die Fütterung ist, dass man die gefiederten Freunde bestens beobachten und sich an ihnen erfreuen kann. Daraus resultierend wächst das Verständnis für den erforderlichen Schutz unserer Natur!
Hans Jakob