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Natur vor der Haustür

06/2008 Hornissen, besser als ihr Ruf

Nur wenige wissen, dass Hornissen friedfertige Tiere sind. Einem Konflikt weichen sie stets durch Flucht aus. Nur im Nestbereich verteidigen sie ihre Brut. Wer dann nicht aus der Gefahrenzone weicht, sondern die Tiere durch heftige Bewegungen abwehren will, muss mit Stichen rechnen. Das Horrormärchen, wonach ein Mensch keine 3 Stiche aushält wurde schon lange wissenschaftlich widerlegt. Hornissenstiche sind nicht gefährlicher als Bienen- oder Wespenstiche. Ausnahme: Bei Allergien gegenüber den im Giftsekret enthaltenen Eiweißkörpern kann ein Stich zu gefährlichen allergischen Reaktionen führen.
Wer den Lebenszyklus der Hornissen kennen lernt, wird schnell feststellen, dass sie sehr nützliche, schützenswerte Tiere sind. Im Frühjahr baut eine Jungkönigin die erste kleine Wabe, in die sie ihre Eier ablegt. Nach ein paar Tagen schlüpfen die Larven, die sie selbst füttert. Nach ca. 4 Wochen schlüpfen die ersten Arbeiterinnen, die jetzt die Versorgung und die Nesterweiterung übernehmen, während die Königin sich auf das Eierlegen konzentriert. Im Hochsommer erreicht der Staat mit 200-300 Tieren seine größte Stärke. Dann wird pro Tag für die vor allem Insekten fressenden Larven bis zu ein Pfund Futter gebraucht. Zu den Beutetieren gehören u. a. Raupen, Fliegen, Bremsen und Wespen. Ab dem Spätsommer nimmt die Zahl der Hornissen ab. Es schlüpfen nur noch Jungköniginnen und Drohnen aus, die nach und nach wegfliegen und sich paaren. Im Oktober/November stirbt das ganze Hornissenvolk mit der Königin ab. Nur einzelne Jungköniginnen überstehen den Winter in einem frostgeschützten Versteck. Im Frühjahr suchen sie einen geeigneten Nistplatz und der Lebenszyklus beginnt von neuem.

Die Hornissen bevorzugen warme, mäßig feuchte lichte Laubwälder, Auenwälder und Parklandschaften mit Eichen, Birken, Eschen und Weiden, wo sie in hohlen Stämmen, Spechthöhlen oder tiefen Astlöchern nisten. Gelegentlich suchen sie auch in unmittelbarer Nähe des Menschen Unterkunft. Dort errichten sie in alten Obstbäumen, Gartenhäusern, Dachböden, Viehställen, Bienenkörben, Vogelnistkästen u. ä. ihre Bauten. Diese Wabenbauten können eine Höhe von 50-70 cm und einen Durchmesser von 25-35 cm erreichen. Wer sich dadurch bedroht fühlt, sollte fachmännischen Rat einholen, denn auch die Hornissen sind bedroht. Sie stehen auf der Roten Liste gefährdeter Arten. Zerstörung oder Umsiedlung der Nester ist strafbar.

Beratung und Hilfestellung bekommt man vom
Landratsamt München, Untere Naturschutzbehörde,
Herrn Dr. Kleine-Schonnefeld, Tel. 089 6221-2367

Oft werden solche Hornissennistplätze erst im Herbst entdeckt. Dann empfiehlt sich meistens, einfach bis zum natürlichen Absterben der Tiere zu warten. Schlaue Gartenbesitzer nutzen die Hornissen sogar als natürliche Schädlingsbekämpfung und bieten ihnen geeignete Nistkästen in ihren Gärten an. Dies ist gleichzeitig ein wirkungsvoller Beitrag zum Schutz der Hornissen.

Hildegard Berndorfer