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Natur vor der Haustür

08/2007 Heuschrecken - Musikanten des Sommers

Wenn im Juli allmählich der Gesang der Vögel verstummt, werden sie durch andere Sänger abgelöst, nämlich durch Heuschrecken mit ihren unterschiedlichsten „Gesängen“. Das als Stridulieren bezeichnete Geräusch wird zur Partnersuche, aber auch zur Revierabgrenzung erzeugt.
Diesen für den Spätsommer charakteristischen Gesang, der Erinnerungen an einen Urlaub in mediterranen Ländern aufkommen lassen kann, werden wir aber nur dort vernehmen, wo die Welt für die sechsbeinigen „Minnesänger“ noch in Ordnung ist. Die Laubheuschrecken, wozu auch die abgebildete Zwitscherschrecke gehört, haben in Wäldern, Gebüschen und auch naturnahen Gärten einen relativ sicheren Lebensraum. Für die vielen wiesenbewohnenden Arten ist das anders. Sie können nur dort überleben, wo Wiesen nicht, oder höchstens 2x im Jahr gemäht werden. Kein Wunder also, dass es in häufig geschnittenen Wiesen still geworden ist. Besonders dort, wo der Mulchmäher den Grashüpfern und anderen Wiesenbewohnern kaum eine Überlebenschance lässt.
Die Jungtiere der meisten Arten schlüpfen im Frühling aus Eiern, welche im vergangenen Herbst oder auch mehrere Jahre vorher, von den Weibchen im Herbst abgelegt wurden. Je nach Art ernähren sich Heuschrecken von allerlei Insekten und deren Entwicklungsstadien, aber auch streng vegetarisch. Sie selbst wiederum sind begehrte Nahrung für eine Vielzahl von Tierarten z.B. Amphibien, Reptilien, Vögeln und Fledermäusen. Ein besonders auf Heuschrecken erpichter Vogel ist der Neuntöter.
Übrigens: Von den in Bayern vorkommenden 75 Arten, von denen sich bereits 46 auf der Roten Liste wieder finden, dürften in Oberhaching und Umgebung etwa 20-25 Arten vorkommen.
Die Möglichkeiten der Bürger, etwas für den Heuschreckenschutz zu tun, sind begrenzt. Allenfalls als Gartenbesitzer kann man ein Stück Wiese im Garten tolerieren. In der Regel befinden sich aber für diese Tiergruppe geeignete Flächen in öffentlicher Hand. Wer also etwas für den Schutz dieser Tiergruppe tun möchte, sollte sich für die extensive Pflege solcher Wiesen einsetzen. Dies würde auch vielen anderen Tierarten, besonders aber Insekten, zugute kommen. Wer mehr über diese interessanten Tiere erfahren möchte, dem sei das Buch „Heuschrecken in Bayern“, Verlag Eugen Ulmer, empfohlen.

Eike Hagenguth