04/2007 Gefährdete Gebäudebrüter
Einige der bei uns vorkommenden Brutvögel wohnen - oft unbemerkt - als Untermieter in unseren Gebäuden. Sie bauen ihre Nester in Spalten, in Nischen, an Wänden oder unter Dächern.
Zu den Gebäudebrütern zählen:
Haussperling: In Stadtgebieten ist er sehr stark rückläufig. Auch bei uns hat der Bestand abgenommen (jedoch nicht so dramatisch).
Hausrotschwanz: Sie sind bei uns sehr unterschiedlich stark vertreten. Nur in Ortsteilen mit altem Gebäudebestand ist der Bruterfolg noch intakt.
Mauersegler: Bei uns sind nur sehr wenige Nistplätze bekannt. So brüten einige Paare unter einem Dach in der Bahnhofstraße. Um die Nistmöglichkeiten zu verbessern haben wir einen Nistkasten am Viecherlturm angebracht. Wir hoffen, dass dieser in diesem Jahr von den faszinierenden Flugkünstlern (sie verbringen fast ihr ganzes Leben im Flug) als Brutplatz angenommen wird.
Mehlschwalbe: Der Bestand ist drastisch zurückgegangen. Nur noch an wenigen Gebäuden im Ort (z.B. in der Bahnhofstr.) sieht man Schwalbennester. Eine intakte Kolonie gibt es nur noch an den Stallungen in Laufzorn.
Rauchschwalbe: Da es nur noch wenige Bauernhöfe und damit Stallungen gibt, ist die Rauchschwalbe stark gefährdet. Die bedeutendste Kolonie ist in den Stallungen des Schellehofs, aber auch in Laufzorn sind noch intakte Brutvoraussetzungen vorhanden.
Turmfalke: Der Vogel des Jahres 2007 brütet bei uns seit vielen Jahren in einem aufgehängten Nistkasten am Raiffeisen-Lagerhaus. Nachdem das Lagerhaus in absehbarer Zeit abgerissen werden wird, wurde vorsorglich bereits ein Nistkasten am Kirchturm St. Bartholomäus angebracht.
Der Lebensraum, den die Vögel in unseren Gebäuden eingenommen haben, ist stark gefährdet. Bei modernen Neubauten gibt es keine geeigneten Quartiere mehr. Alte Gebäude - die ideale Nistmöglichkeiten aufweisen - werden abgerissen und bei Gebäudesanierungen wird nun alles dicht gemacht. Bei vielen Architekten, Bauherren und Hausbesitzern fehlt es zum Teil am Verständnis für das Problem, aber auch das absichtliche Aussperren der Vögel wird praktiziert. Die Angst, dass die Vögel durch ihren Kot eine Verschmutzung verursachen, wird von vielen Hausbesitzern als Grund für ihr Handeln aufgeführt. Der Nistplatzverlust hat bei vielen Arten bereits dazu geführt, dass sie auf der Roten Liste der gefährdeten Vogelarten (vom Aussterben bedroht) gelandet sind und geschützt werden mussten. Geschützt sind übrigens nicht nur die Vögel selbst, sondern auch die Nistplätze!
Wir alle können zur Verbesserung der Situation beitragen. Fangen Sie doch gleich selbst damit an, indem Sie mit Ihren Freunden und Nachbarn darüber reden, wie Sie vorhandene Nistplätze schützen und das Angebot weiter verbessern können. Wenn das Gebäude keine geeigneten Möglichkeiten bietet, dann kann man auch im Handel fertige Nistkästen kaufen und aufhängen. Nur wenige Gebäudebrüter rufen Verschmutzungen hervor, aber dagegen kann man - mit etwas gutem Willen - vorbeugen.
Melden Sie uns bekannte Nistplätze, damit wir uns für die Erhaltung einsetzen können. Nachdem ein Nistplatzverlust eingetreten ist, ist es zu spät und man kann nur noch bedauern, dass wieder eine Art ihren Platz in unserem Lebensraum verloren hat! Mit etwas Engagement sollte es uns doch gelingen, die Situation der Gebäudebrüter bei uns am Ort zu stabilisieren und weiter zu verbessern!
Hans Jakob