10/2006 Bio - Vertrauen ist gut, Kontrolle noch besser
Immer mehr Bio-Artikel erobern den Markt. Bio boomt! Trotzdem vertreten Skeptiker hartnäckig die Meinung, Bio-Bauern verwenden auch Kunstdünger und spritzen heimlich Pestizide, Bio-Produkte sind nicht besser als konventionell erzeugte. Wem kann man vertrauen?
Was ist eigentlich „Bio“?
Grundgedanke des bio- bzw. ökologischen Wirtschaftens ist, die natürlichen Rohstoffe sparsam zu nutzen, hochwertige Produkte zu erzeugen und die Umwelt so gering wie möglich zu belasten. Angestrebt wird, möglichst wenige Nährstoffe von außen zuzuführen und die Böden zu schonen. Im ökologischen Landbau wird u.a. auf den Gebrauch von chemischen Pflanzenschutzmitteln, Gentechnik, Kunstdünger verzichtet. Auf eine möglichst artgerechte Tierhaltung wird geachtet. Nicht eingesetzt werden z.B. gentechnisch veränderte Futtermittel, chemische Leistungsförderer, Betablocker und Antibiotika. Bei der Produkt-Verarbeitung stammen mindestens 95 % der Zutaten aus ökologischem Anbau. Gentechnisch veränderte Produkte, Geschmacksverstärker, naturidentische Aromen und die meisten Lebensmittelzusatzstoffe werden nicht verwendet. Auf dieser Basis wurden Richtlinien vereinbart, die in der EG-Ökoverordnung eine europaweite gesetzliche Regelung gefunden haben.
Woran erkennt man Bio-Produkte?
Alle Lebensmittel, die nach den Richtlinien der EG-Ökoverordnung produziert und kontrolliert wurden, dürfen das einheitliche deutsche Bio-Siegel (Abb. 1) verwenden. Zusätzlich muss auf der Verpackung die Kontrollstelle angegeben werden. In Deutschland ist die Kennzeichnung: „DE-XXX-Öko-Kontrollstelle“. Für „XXX“ steht eine 3stellige Zahl. Die Worte „Öko“ und „Bio“ sind gesetzlich geschützt und dürfen nur für Bio-Lebensmittel verwendet werden. Dies gilt auch für importierte Bio-Lebensmittel. Hingegen nicht aus ökologischem Anbau stammen Produkte ohne Bio-Siegel mit den Bezeichnungen „aus kontrolliertem Anbau“, „unter unabhängiger Kontrolle“, „ohne Spritzmittel“ oder Ähnliches.
Ist Bio gleich Bio?
Mit der EG-Ökoverordnung haben sich die EU-Mitgliedstaaten auf die Minimalanforderungen für ökologische Waren geeinigt. Die deutschen Ökoverbände, wie Bioland (Abb. 2), Demeter (Abb. 3), Biokreis (Abb. 4), Naturland (Abb. 5) u.a. haben teilweise noch schärfere Regeln. Die Bio-Marken von Supermärkten und Discountern, wie Füllhorn, Naturkind, BioBio werden nicht nach strengeren Regeln vergeben sondern unterliegen den EU-Kriterien. So werden Bio-Betriebe deutscher Ökoverbände erst nach 3jähriger Übergangszeit anerkannt. Die EU-Richtlinien erlauben nach 2 Jahren der Umstellung Waren mit der Bezeichnung „Bio“ zu verkaufen und mit dem Zusatz: „In Umstellung auf den ökologischen Landbau“ schon nach einem Jahr. Sie gestatten biologischen und konventionellen Anbau in einem Betrieb. Dagegen ist bei den Ökoverbänden die Umstellung des ganzen Betriebs zwingend. Die Vorschriften in der Tierhaltung, bei der Düngung und beim Zukauf von Futtermitteln sind strenger.
Wie werden Bio-Lebensmittel kontrolliert?
Alle Bio-Betriebe, Erzeuger, Verarbeiter und Importeure, sowie Hersteller und Händler von Bio-Futtermitteln werden mindestens einmal pro Jahr und manchmal zusätzlich auch unangemeldet von einer unabhängigen staatlich anerkannten Kontrollstelle geprüft. Sie müssen eine detaillierte Dokumentation über alle Arbeitsvorgänge vorweisen. Damit kann z.B. sichergestellt werden, dass nicht mehr Bio-Produkte verkauft als erzeugt oder bearbeitet wurden. Zum Nachweis von Rückständen unzulässiger Mittel werden Proben entnommen. Bei Verstößen dürfen die Bio-Produkte nicht vermarktet werden. Wirtschaftet der Betrieb gleichfalls konventionell, werden auch diese Betriebsabläufe kontrolliert. Handelt es sich um einen Betrieb, der Mitglied eines Ökoverbands ist, überprüft die Kontrollstelle zusätzlich die Einhaltung der strengeren Verbandsrichtlinien.
Hildegard Berndorfer