03/2025 Der Vogel des Jahres 2025: der Hausrotschwanz
Seit 1971 wird vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) und dem NABU der 'Vogel des Jahres' gekürt; seit 2021 kann die Öffentlichkeit aus fünf Vögeln auswählen. In diesem Jahr konnte sich der Hausrotschwanz gegen seine 'Mitbewerber' Waldohreule, Schwarzspecht, Schwarzstorch und Kranich durchsetzen.
Ein Grund für dieses Wahlergebnis könnte sein, dass viele Menschen dem Hausrotschwanz schonmal begegnet sind, im Gegensatz zu den anderen vier Vogelarten. Tatsächlich ist der kleine Singvogel ein sogenannter Kulturfolger, der sich mittlerweile in menschlichen Siedlungen wohlfühlt.
Das war nicht immer so: ursprünglicher Lebensraum waren die Hochgebirge, erst in den letzten 250 Jahren ist der Vogel auch in tiefere Lagen und dort in die Nähe des Menschen vorgedrungen.
Etwa so groß wie ein Rotkehlchen, ist der Hausrotschwanz durch seinen namensgebenden rostroten Schwanz und sein graues Gefieder gekennzeichnet. Während die Weibchen einfarbig braungrau sind, haben die Männchen ein schwarzes Gesicht, und ausgewachsene Männchen zusätzlich ein weißes Flügelfeld. Der Vogel wirkt oft unruhig, was durch stetiges Schwanzzittern noch unterstrichen wird.
Seine Nahrung, die aus Insekten, Spinnen oder Schnecken besteht, erspäht er oft von einer Warte aus oder sucht sie direkt am Boden.
Besonders markant ist die Gesangsstrophe, die neben wohlklingenden Tönen auch merkwürdige Knirschgeräusche enthält. Sie wird ausdauernd von erhöhten Stellen, z.B. Dachgiebeln oder Antennen vorgetragen, wobei die Gesangsaktivität oft schon vor der Morgendämmerung beginnt; damit gehört der Hausrotschwanz zu den ersten Sängern am Morgen. Und auch zu den aktivsten – an einem Tag kann ein Männchen mehrere tausend Strophen schmettern.
Als Halbhöhlenbrüter findet er in Siedlungsbereichen etliche Nistmöglichkeiten: sein Nest aus Halmen, Moos, Haaren und Federn baut er in Spalten und Löcher an Häuserfassaden, unter Dachvorsprüngen und Brücken, oder in Holzstapeln; im Gebirge nutzt er Felsnischen. Die durchschnittlich 5 Eier werden vom Weibchen etwa 2 Wochen lang bebrütet, weitere 2 Wochen vergehen, bis die Jungvögel ausfliegen. Meist finden jährlich 2 Bruten statt.
Um der winterlichen Nahrungsknappheit zu entgehen, ziehen die meisten Hausrotschwänze von September bis November in ihre Winterquartiere im Mittelmeerraum; ab Ende Februar treffen die Vögel wieder in Mitteleuropa ein. Vereinzelt lassen sich Hausrotschwänze aber auch im Winter bei uns beobachten.
Der Bestand des Hausrotschwanzes in Bayern ist stabil, wohl vor allem wegen der zunehmenden Siedlungsfläche nimmt er leicht zu. Wer ihn daheim ansiedeln möchte, kann auf einen insektenfreundlichen Garten achten sowie Nischen am Gebäude anbieten; auch (Halbhöhlen-)Nistkästen werden manchmal angenommen.
Weltweit gibt es etwa 14 verschiedene Rotschwanz-Arten. Bei uns kommt neben dem Hausrotschwanz auch der etwas hübschere Gartenrotschwanz vor, dessen Männchen eine orangefarbene Unterseite und weiße Stirn hat. Er ist jedoch seltener und verbringt den Winter in Afrika.
Markus Dähne