03/2024 Arten retten leicht gemacht
Der Trend zu naturnahen Gärten ist unübersehbar. Immer mehr Hobbygärtner verzichten auf den einst so geliebten englischen Rasen. Gut so, denn in den etwa 17 Millionen Privatgärten in Deutschland steckt großes Potential. Laut einer Meinungsumfrage aus 2021 finden zudem zwei Drittel der Deutschen, dass der Schutz der biologischen Vielfalt eine vorrangige gesellschaftliche Aufgabe ist. Trotzdem ist die Bereitschaft zur aktiven Mitwirkung rückläufig. Nachdem sämtliche bisherigen Bemühungen, das Artensterben zu stoppen, so gut wie nichts bewirkten, haben es sich Wissenschaftler der Universität Leipzig zur Aufgabe gemacht, das nötige Know-how über heimische Pflanzen möglichst leicht und unkompliziert zu vermitteln und ihren Erhalt unter dem Begriff „Conservation Gardening“ damit ein stückweit zu sichern.
So hoffen sie mit Hilfe der im Rahmen ihrer Studie entwickelten Web-App „Pflanzenlisten für Conservation Gardening“ (s.u.), die Motivation der Bevölkerung zu steigern und sie zum Mitmachen zu animieren. Grundlage der Pflanzenlisten sind die Roten Listen der Bundesländer und Daten der bestehenden Gartenpflanzen-Datenbank NaturaDB. Durch gezieltes gärtnerisches Anbauen bedrohter Pflanzen auf privaten Grundstücken könnte immerhin dem Rückgang von über 40 Prozent der in Deutschland bedrohten Pflanzenarten entgegengewirkt werden.
Die für jedes Bundesland bereitgestellten Listen vermitteln alles Wissenswerte rund um die Bedürfnisse der einzelnen Pflanzen. Sie können nach dem jeweiligen Gefährdungsstatus auf der Roten Liste, nach ihren Standortanforderungen und Ansprüchen (Licht, Wasser, Nährstoffe, Boden), nach Höhe und Blütenfarbe sowie nach Eignung und Verwendbarkeit (Dach- und Balkonbegrünung) sortiert werden. Die Listen geben wertvolle Auskünfte über die Biodiversität (Nutzung durch Bienen, Schmetterlinge, Vögel, Säugetiere) und stellen Informationen zu Produzenten und zur kommerziellen Verfügbarkeit bereit.
Mit wenig Aufwand und Kosten können selbst kleinste Flächen als grün und bunt blühende Korridore und Zufluchtsorte dienen. Jeder dieser Trittsteine ist Teil der Schaffung und Vernetzung von Lebensräumen zum Überleben von Arten. Diese Biotopvernetzung bis hin zum Biotopverbund (funktionaler Kontakt zwischen Lebensräumen, der die Vernetzung zwischen Populationen von Organismen ermöglicht) ist das angestrebte Ziel durch das Bundesnaturschutzgesetz.
Starten Sie Ihre diesjährige Gartensaison doch gleich mit dem Reservieren eines kleinen Plätzchens für Conservation Gardening. Achten Sie dabei unbedingt auf die Verwendung von einheimischen Pflanzen und zertifiziertem Regio-Saatgut.
Die Pflanzenlisten finden Sie unter conservation-gardening.shinyapps.io/app-de
Brigitte Nerl