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Natur vor der Haustür

06/2012 Ameisen im Garten und Haus

Nun sind sie wieder sehr aktiv. Im Garten bilden sie im sonnigen Rasen, in Blumen- und Gemüsebeeten kleine Erdhügel, nisten unter gelockerten Terrassenplatten oder transportieren ihre Larven oder Puppenkokos unter feuchtwarme Blumentöpfe. Blatt- und Wurzelläusen melken sie den Honigtau aus dem Körper und schützen sie vor Vernichtung durch Feinde. An ihren Nestern gestört, attackieren sie uns mit Ameisensäure, die sie mit ihren Beißwerkzeugen in die Haut spritzen.

In Bayern gibt es 87 verschiedene Ameisenarten. Davon sind 59 Arten vom Aussterben bedroht, trotz ihrer robusten Lebensweise. Wer hätte das gedacht? Die häufigsten Ursachen dafür sind die Intensivierung von Nutzflächen, die Aufforstung und das Verbuschen von Brachflächen, die forstliche Umwandlung der besonders ameisenreichen lichten Trockenwälder, die Reduzierung sehr alter Gehölze in Wäldern und in der freien Landschaft, der sich ausbreitende Gewerbe- und Siedlungsbau, etc. Die Ameisen sind für uns sehr wichtig, da sie unsere Umwelt nachhaltig erhalten. Sie tragen zur Umschichtung der Erdoberfläche mindestens genauso bei, wie die Regenwürmer. Sie verbreiten Pflanzensamen, vernichten Schädlinge, sind Aasfresser, beseitigen verdorbene Pflanzen. Sogar Amseln, Drosseln und Eichelhäher nehmen ihre medizinische Hilfe in Anspruch. Ist ihr Gefieder mit Milben befallen, setzen sie sich mit ausgebreiteten Flügeln auf Ameisenhügel und lassen sich von ihnen mit Ameisensäure besprühen. Für einige Vogelarten sind sie als Nahrung unentbehrlich z.B. Wendehals, Grün- und Grauspecht. Die ausschwärmenden Königinnen sind eine Delikatesse für viele weitere Vogelarten.

Ist es denn so schlimm, Ameisen im Garten zu haben?
In den Gartenzentren gibt es viele Bekämpfungsmittel. Ameisensprays, Fraßköder u.a. die für Haustiere, Kinder und auch für Insekten, wie Bienen, gefährlich sein können. Wer sie schon häufiger benutzt hat muss zugeben, dass sie manchmal vorübergehend geholfen haben, aber nicht lange. Der Verlust von wenigen Ameisen kann von den Ameisenvölkern überstanden werden. Wurden sie jedoch erfolgreich bekämpft, siedeln sich bald wieder neue Ameisenvölker an. Deshalb: Hat man wirklich Probleme mit ihnen, lieber vertreiben, statt vernichten! Einige Ameisenarten mögen den Geruch stark duftender Kräuter nicht. Majoran, Thymian, Lavendel, Kerbel, Petersilie u.a. in den Blumen- und Gemüsebeeten halten viele Ameisen fern. Befinden sie sich unterhalb von Terrassen- oder Gehwegplatten, wäre es besser, den Unterboden mit Kies oder grobem Splitt statt mit Sand einzuebnen. Die kleinen Nesthügel in der Wiese werden sowieso zerstört, wenn der Rasenmäher darüber läuft. Die herausfallenden Puppen oder Larven sind für Vögel Leckerbissen.

Was tun, wenn Ameisen ins Haus kommen?
Einige Arten kommen immer wieder zur Futtersuche ins Haus. Dringen sie durch Mauerritzen oder undichte Fenster- und Türrahmen ein, oder haben sie sich sogar in der Wohnung oder im Haus angesiedelt? Ist ihre Nistkolonie unter dem Parkettboden oder im feuchtwarmen Heizungsschacht versteckt? Werden dadurch Lebensmittel kontaminiert oder Holzbaumaterialien beschädigt? Das alles kann besorgniserregend werden. Im Internet bieten viele Fachhändler ihre Vernichtungsmittel an, die zwar die entdeckten Ameisen beseitigen können, aber nicht verhindern, dass andere wieder kommen. Am wichtigsten ist festzustellen, um welche Ameisenarten es sich handelt. Damit kann bestimmt werden, welche Lebensweise sie haben, um ihre Nistplätze besser finden zu können und mit den geeigneten Mitteln zu beseitigen. Hilfe hierzu bietet der sehr empfehlenswerte Verein Ameisenschutzwarte e.V. an, der sich mit dem Schutz der Ameisen beschäftigt, aber auch darüber informiert, wie Probleme mit Ameisen behandelt werden können.

Unter www.ameisenschutzwarte.de/forum/index.php können Fragen und Antworten zu Ameisenproblemen gelesen werden. Will man selber Fragen stellen, soll man zuerst > Netiquette und Anleitung zum Forum lesen und akzeptieren. Daraufhin bekommt man den Zugang zum Forum in einer eMail bestätigt. Dann kann man im Forum die Probleme beschreiben und für die Bestimmung der Ameisenart Nahaufnahmen beifügen.

Hildegard Berndorfer