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Natur vor der Haustür

03/2012 Die Bienenweide

Nein, das ist keine besondere Weidenart, sondern so bezeichnet man einen blühenden Baum, eine bunte Blumenwiese oder auch ein Blumenbeet im Garten, auf dem die Bienen Nektar und Pollen finden. Das gilt sowohl für die Wildbienen wie für die Honigbienen, auch „Nutzbienen“ genannt. Die Honigbienen sind für die Bestäubung der im Frühjahr blühenden Pflanzen, darunter auch vieler Obstbäume, besonders wichtig, weil sie im Gegensatz zu Hummeln und Wildbienen als ganze Völker überwintern und dadurch schon zeitig im Jahr zur Bestäubung kommen. Die anderen Blütenbestäuber dagegen müssen erst langsam Völker aufbauen. Aber, weil immer eins aus dem anderen folgt, müssen wir diesen Bienen auch genug frühe „Bienenweiden“ anbieten.

Im Oktober vorigen Jahres haben wir hier Gartenbesitzern empfohlen, Frühlingszwiebeln von Scilla, Anemonen u.a. z.B. unter Sträucher anzupflanzen. Sie haben vielleicht im Februar schon geblüht oder erfreuen uns jetzt mit ihren bescheidenen Blüten, die noch nicht zu übersehen sind. Liegengebliebenes Laub ist für sie kein Hindernis. Im Gegenteil: manche Pflanzen brauchen die Winterdecke sogar. So blüht es jetzt auch an den Waldrändern, z.B. im Gleißental: Huflattich, Buschwindröschen, Schlüsselblumen, Leberblümchen, Scharbockskraut, Nieswurz. Aber nicht nur am Boden finden die Bienen jetzt Nahrung: Wenn wir unsere Gartensträucher nicht zu rigoros zurückgeschnitten haben, blühen jetzt vielerlei Weiden, Kornelkirsche und Schlehe, um nur einige zu nennen. Bald kommen die Obstbäume dazu und wir stehen unter der blühenden Pracht eines Kirsch- oder Apfelbaumes und hoffen, dass es wieder viele Bienen gibt.

Inzwischen sind dann auch die Wildbienen unterwegs, die eigentlich die offene Landschaft bevorzugen. Dort nehmen aber die Wildkräuter immer mehr ab: Durch Pestizide und Düngemittel, durch das Vernichten von Ackerrandstreifen, das Planieren von Böschungen, Umwandlung von Brachfläche in Maisäcker u.v.m. Umso wichtiger ist es, dass die vielen Gärten, wie auch die Grünflächen in unserer Gemeinde nicht zu sorgfältig gepflegt, sondern möglichst lange in Ruhe gelassen werden, sodass Wildkräuter zum Blühen kommen können.

Übrigens: Gibt es in Ihrem Regal nicht auch ein Blumenbuch? Sonst können Sie es in der Bibliothek ausleihen. Und wenn es Schulkinder in der Familie gibt, könnten die doch einmal zählen, was das Jahr über alles im Garten blüht und ob das mehr wird, wenn man z.B. den Rasen oder ein Stück davon erst im Juli mäht. Wenn unsere Gärten so zu „Bienenweiden“ geworden sind, haben wir selbst ein wenig für das Überleben unserer kleinen Mitgeschöpfe getan.

Elfriede Hilmer