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Natur vor der Haustür

01/2012 Die Dohle - Vogel des Jahres 2012

Die Dohle wird von vielen Bürgern kaum wahrgenommen. Beim flüchtigen Hinschauen wird sie als schwarzer Rabenvogel (Krähenvogel) betrachtet. Sie gehört tatsächlich zu dieser Familie und ist der kleinste Vertreter der Rabenvögel. Diese Vögel werden pauschal im Volksmund - vollkommen zu Unrecht - als Unglücksboten und Pechvögel angesehen.

Bei genauerem Betrachten erkennt man die taubengroße Dohle an ihren samtgrauen Halsseiten und dem gleichfarbigen Nacken. Sicherlich haben Sie auf Ihren Bergtouren auch schon mal Dohlen beobachtet, aber dabei handelt es sich um die nur im Gebirge vorkommende Alpendohle. Diese hat ein vollkommen schwarzes Gefieder, einen gelben Schnabel und rote Beine.

Dohlen gehören zu den Singvögeln und zählen zur intelligentesten heimischen Vogelart. Sie sind sehr lernfähig und leben gerne in Gesellschaft mit Artgenossen. In einer Kolonie geht es sehr geordnet zu. Das Familien- und Gesellschaftsleben der Dohle ist so hoch entwickelt wie bei kaum einer anderen heimischen Vogelart. In einer Kolonie kennt jeder Vogel die Ranghöhe jedes Einzelnen. Unsere bayerischen Dohlen sind meist Standvögel d.h. sie bleiben ganzjährig am Brutort.

Die Dohlen sind Höhlenbrüter. In Wäldern mangelt es jedoch den Vögeln an natürlichen Nisthöhlen. Denn oft werden Bäume gefällt, bevor diese alt genug sind um geeignete große Schwarzspechthöhlen für Höhlenbrüter aufzuweisen. Die meisten Dohlen leben in Städten und Dörfern. Dort nisten diese gerne in Gebäudenischen und Mauerlöchern in Kirchtürmen, Dachstühlen und Schornsteinen (immer höher als zehn Meter). Wegen ihrer Vorliebe für Kirchtürme nannte man sie früher „des Pastors schwarze Taube“.

Ältere Gebäude werden heute renoviert oder isoliert um Energie einzusparen (was natürlich sehr zu begrüßen ist). Dabei werden jedoch - oft unbeabsichtigt - Brutnischen in Mauerlöchern und Hohlräumen verschossen. Gleiches geschieht, um Straßentauben fernzuhalten. Dadurch finden Dohlen immer seltener geeignete Nistgelegenheiten. Hier sollte durch die Anbringung von speziellen Nistkästen ein geeigneter Ersatz für Dohlen geschaffen werden.

Die Paarbildung erfolgt bereits im ersten Lebensjahr und besteht ein Leben lang. Das Dohlenpaar polstert zusammen Höhlen, Nischen, Spalten oder andere Hohlräume mit Zweigen und Moos aus. Ende März legt das Weibchen zwischen 4 - 6 Eier und nach einer Brutzeit von 16 - 19 Tagen schlüpfen die Jungen. Danach kümmern sich beide Eltern um die Jungen. Flügge sind die Jungvögel nach 30 - 35 Tagen. Dann werden sie noch bis zu vier Wochen von ihren Eltern versorgt. Die Eltern haben eine sehr fürsorgliche Beziehung zu ihrem Nachwuchs, sie sind keine Raben- sondern wahre Vorzeigeeltern.

Die Dohlen sind Allesfresser und ernähren sich von: Schnecken, Käfern, Heuschrecken, Spinnen, Würmern, Fallobst, Samen und Getreidekörnern, Mäusen, Fröschen, aber auch von unserem Müll. Ihre Nahrung suchen Dohlen auf Wiesen, Viehweiden, abgeernteten Feldern oder in städtischen Grünanlagen. In der Landwirtschaft werden sie als nützliche Helfer bei der biologischen Schädlingsbekämpfung angesehen.

Die Dohle ist in Bayern nur lückig verbreitet. Regional gibt es in den letzten 10 Jahren Abnahmen, sodass die Dohle in Bayern im Bestand als gefährdet eingestuft wurde und auf der Vorwarnliste der Roten Liste Bayern steht. Bei uns kommt die Dohle im gesamten Gemeindebereich bisher nicht als Brutvogel vor. Zu beobachten ist sie nur in den Wintermonaten, wo sie aus Nord- und Osteuropa als Wintergast zu uns kommt. Oft kann man sie gemeinsam mit Raben- und Saatkrähen bei der Futtersuche auf Äckern beobachten. Sehen bzw. hören kann man die Dohle ganzjährig in der näheren Umgebung z.B. an den Kirchtürmen in Großdingharting und Thanning.

In den vergangenen Jahren konnten wir erfolgreich Nistmöglichkeiten für Turmfalken in unseren Kirchtürmen schaffen. Um auch die örtliche „Wohnungsnot“ der Dohlen zu verbessern, möchten wir im Jahr 2012 unsere bereits eingeleiteten Aktivitäten intensivieren. Wir hoffen, dass wir die nötige Unterstützung erhalten und es uns gelingt, neue Brutmöglichkeiten für Dohlen bei uns zu schaffen.

Weitere Informationen zur Dohle erhalten Sie bei unserem Bund Naturschutz-Treff am 12.01.2012.

Hans Jakob