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Natur vor der Haustür

03/2011 Totholz im Garten

Unter Totholz versteht man - insbesondere im Biotop- und Artenschutz - abgestorbene Bäume oder deren Teile. Totholz wiederum ist zu unterteilen in stehendes und auf dem Erdboden liegendes Totholz (Moderholz). In diesem Tipp soll nur ein kleiner Einblick auf das Totholz im Garten (insbesondere das seltenere stehende) gegeben werden.

Totholz entsteht durch Alterstod von Bäumen oder durch Umwelteinflüsse und Naturkatastrophen oder auch durch Schädlinge. An der Zersetzung des Holzes ist eine unglaublich große Anzahl von Organismen beteiligt. Zwischen den verschiedenen, an der Remineralisierung  beteiligten Organismen (Pilzen und Insekten), bestehen unterschiedlichste Abhängigkeiten. Dies führt dazu, dass bei jedem Totholztyp eine eigene Flora und Fauna entsteht. Viele Tiere und Pflanzen, die auf Totholz angewiesen sind, stehen auf der Roten Liste, der vom Aussterben bedrohten Arten. Diese Arten sind in ihrer Lebensweise hochgradig auf bestimmte Zerfalls- und Zersetzungsphasen von Holz angewiesen. Pilze, Flechten, Moose, Farne und viele Insektenarten, wie etwa Wildbienen, Ameisen, Marienkäfer und Schmetterlinge, finden hier ihren Lebensraum.

Totholz bietet aber auch größeren Tieren die Möglichkeit, ihre Bauten und Nester anzulegen und ist Lebensraum der Nahrung von Vögeln und anderen Wirbeltieren. Spechte zimmern ihre Bruthöhlen in morsches Holz. Diese Höhlen werden, wenn die Spechte sie verlassen haben, von anderen Tieren als Nistplatz genutzt, so z.B. von Vögeln oder von Kleinsäugern (Eichhörnchen, Siebenschläfern und auch Fledermäusen).

Aufgrund der Bedürfnisse und Ansprüche der Menschen an Gärten, wird Totholz normalerweise größtenteils entfernt. Oft spielen wirtschaftliche Aspekte, die Sicherheit aber auch sehr oft reine ästhetische Gesichtspunkte eine Rolle. In Gärten wird Totholz meist entfernt, weil es nicht in das verfestigte Bild eines gepflegten, aufgeräumten Gartens passt und daher als „hässlich“ angesehen wird. Ein übertriebener Ordnungssinn sorgt leider auch heute noch dafür, dass Gärten leergeräumt werden und dadurch vielen Lebewesen die Lebensgrundlage entzogen wird.

Wenn Sie zukünftig als Gartenbesitzer in die Situation kommen sollten, dass ein abgestorbener Baum in Ihrem Garten steht, dann greifen Sie bitte nicht gleich zur Kettensäge und beseitigen diesen komplett, sondern sind Sie mutig und lassen doch einen wenige Meter hohen Stumpf stehen. Verschönern kann man den Stumpf, wenn man Efeu daran ranken lässt. Dieses gibt zusätzlich vielen freibrütenden Vogelarten (von der Amsel bis zum Zaunkönig) Nistmöglichkeiten. Dieses Entgegenkommen an die Natur honorieren Ihnen im Frühjahr die Vögel mit ihrem Gesang 100fach.
Wenn der Platz dazu ausreicht, dann können Sie zusätzlich auch noch ein Stamm- oder Aststück liegen lassen. Dort finden dann neben verschiedenen Insekten, Moosen und Pilzen, auch noch Kröten einen sicheren feuchten Unterschlupf.

Das Holz ist also nicht tot, sondern es entsteht neues Leben in dem Holz – wenn wir das zulassen!

Hans Jakob