05/2014 Nützliche Nacktschnecke in unseren Gärten: Der „Tigerschnegel“
Bekanntlich ist die Nacktschnecke (meist „Spanische Wegschnecke“) ein unliebsamer Bewohner unserer Gärten. Mit etlichen unschönen Methoden wird allgemein versucht, sich ihrer zu erwehren. Durch Unkenntnis wird dabei auch der Tigerschnegel nicht verschont, denn die wenigsten Gartenliebhaber, die ihn jemals bewusst gesehen haben, wissen, wen sie da vor sich haben. Obwohl er inzwischen in mitteleuropäischen Breiten vorkommt (ursprünglich war er in Südeuropa beheimatet), haben ihn dennoch nur wenige Menschen bei uns bisher in freier Natur gesehen.
Der Tigerschnegel (Limax maximus) ist eine Nacktschnecke und gehört der Familie der Schnegel an. Sein Aussehen unterscheidet sich deutlich von dem der häufig vorkommenden Spanischen Wegschnecke: Er kann bis zu 20 cm lang werden. Seine Färbung ist einzigartig. Auf braunem, grauem, leicht gelblichem Untergrund seiner Oberseite findet sich ein bizarres Muster, gebildet aus dunklen, länglichen Flecken und Punkten. Die Ähnlichkeit mit der Zeichnung eines Tigers und/oder Leoparden ist frappierend, daher auch der Name „Tigerschnegel“. Seltener gibt es auch ziemlich einfarbige Exemplare mit wenigen oder überhaupt keinen Flecken.
Er ist dämmerungs-/nachtaktiv und hält sich gerne an etwas feuchten Orten auf, in naturbelassenen Gärten und häufig in der Nähe von Komposthaufen aber auch in nicht mit Gaze abgedeckten Kellerschächten ist er anzutreffen. Tagsüber verkriecht er sich.
Wer ihn beobachten will, sucht am besten mit einer Taschenlampe geeignete Stellen im Garten auf und kann fündig werden.
Der Tigerschnegel zählt nicht zu den Schnecken, die dem Nutzgarten Schaden zufügen, im Gegenteil: Er ernährt sich nämlich hauptsächlich von abgestorbenem Pflanzenmaterial, Pilzen, auch Aas und sogar erstaunlicherweise von anderen Nacktschnecken, was ihn im Garten tatsächlich so nützlich macht.
Er kann bis zu drei Jahre alt werden und ist ein Zwitter, seine Fortpflanzung findet im Sommer statt.
Bei der faszinierenden Paarung umschlingen sich zwei Exemplare, an einem festen Schleimfaden von einer erhöhten überhängenden Kante herabhängend und befruchten sich gegenseitig. Nach ca. drei Wochen erfolgt die Eiablage. Die Entwicklung zur fertigen Schnecke dauert wetterabhängig dann noch normalerweise weitere drei bis vier Wochen. Etliche Eier werden durch Parasitenbefall und andere Ursachen vernichtet, sodass der Tigerschnegel nicht allzu häufig vorkommt und in manchen Gegenden schon als „potentiell gefährdet“ eingestuft wird.
Im Jahre 2005 wurde der Tigerschnegel zum Weichtier des Jahres gewählt.
Da er, wie schon erwähnt, nicht zu den Schadschnecken gehört, sollte er dringend geschont werden. Dort, wo er bereits schon gesichtet wurde, ist es ratsam, bei Dunkelheit nur mit der Taschenlampe in den Garten hinauszugehen, damit er nicht zertreten wird.
Auch sollte man einige Stellen im Garten möglichst der Natur überlassen, d.h. nicht überall – wenn überhaupt notwendig – alles ständig mit dem Rechen bearbeiten, erst recht nicht mit Geräten wie Laub-Bläser/Sauger. Dadurch können Tiere und Pflanzen noch Rückzugsgebiete vorfinden wo sie sich halten oder sogar entfalten können.
Gerhard Mebus